Seenotrettung im Mittelmeer:Rettungsschiffe bringen mehr als 500 Geflüchtete in italienische Häfen

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In Salerno können 248 Männer, Frauen und Kinder nach tagelanger Fahrt von Bord der "Geo Barents" gehen. (Foto: Massimo Pica/IMAGO/ZUMA Wire)

In Bari und Salerno darf unter anderem die deutsche "Humanity 1" anlegen. Man sei jedoch weiterhin gegen Seenotrettung, lässt die rechtsgerichtete Regierung in Rom verlauten.

Mit zwei privaten Rettungsschiffen sind mehr als 500 Flüchtlinge und Migranten, die im Mittelmeer an Bord geholt wurden, in italienische Häfen gebracht worden. Die Humanity 1 des Berliner Vereins SOS Humanity erreichte am Sonntag mit 261 Menschen die Stadt Bari an der Adria. Die unter norwegischer Flagge fahrende Geo Barents von Ärzte ohne Grenzen legte mit 248 Migranten in Salerno an, südlich von Neapel. Die Frauen, Kinder und Männer waren vor der libyschen Küste aus Schlauch- und Holzbooten aufgegriffen worden.

Auf der Humanity 1 waren nach Angaben der Crew auch 93 Minderjährige an Bord, die meisten davon ohne Begleitung erwachsener Angehöriger. Viele Menschen tragen nach diesen Angaben Spuren von Folter. Einige hätten angegeben, sexuell missbraucht worden zu sein. Als Herkunftsländer nannte die Organisation Staaten wie Syrien, Ägypten, Kamerun und die Elfenbeinküste.

Anders als im November, als die Schiffe wegen eines Streits mit der neuen Rechtsregierung in Rom lange auf einen Hafen warten mussten und dann zunächst nicht alle von Bord durften, ging es diesmal schneller. Schon nach wenigen Tagen wurden die Städte Salerno und Bari zugewiesen, welche allerdings für die Schiffe weit entfernt lagen. SOS Humanity zufolge dauerte die Anfahrt bei extrem schlechtem Wetter und hohem Wellengang mehr als 40 Stunden. Viele seien an Bord nass und seekrank geworden.

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Aus dem Innenministerium in Rom war zu hören, dass sich die grundsätzliche Haltung der Regierung zur Seenotrettung nicht geändert habe. Die Crews hätten die Wettervorhersagen als "Vorwand" genommen, um Notlagen an Bord zu melden. Weil die Häfen und Einrichtungen zur Aufnahme von Flüchtlingen auf Sizilien überfüllt seien, habe man den Schiffen andere Städte zugewiesen. Zudem warf Rom den Organisationen einmal mehr vor, die gefährliche Flucht übers Mittelmeer zu begünstigen. Sie seien damit ein entscheidender Faktor für illegale Einwanderung. Die neue rechtsgerichtete Regierung in Italien will den Kurs gegen die privaten Seenotretter verschärfen.

Unterdessen erreichen weitere Migranten auch ohne Hilfe die italienischen Küsten. Am Samstagabend wurde ein Fischerboot mit etwa 400 Menschen an Bord von der Küstenwache gerettet und in den Hafen von Reggio Calabria eskortiert. Nach Angaben des Innenministeriums kamen dieses Jahr mehr als 97 000 Menschen übers Mittelmeer nach Italien. Fast 2000 Migranten überlebten die Überquerung laut der Internationalen Organisation für Migration nicht oder werden vermisst.

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