Nordkorea hat nach eigenen Angaben einen neuen Raketentyp getestet. Bei der abgefeuerten Rakete habe es sich um eine ballistische Interkontinentalrakete mit dem Namen Hwasong-15 gehandelt, erklärte Pjöngjang. Der Test sei erfolgreich verlaufen. Raketen dieses Typs sollen in der Lage sein, das gesamte Gebiet der USA zu erreichen. Zudem könnten sie mit "einem supergroßen und schweren Sprengkopf" ausgerüstet werden, hieß es in einer in den staatlichen Medien verbreiteten Erklärung. Nordkorea habe damit sein "historisches Ziel" erreicht, eine Atommacht zu werden.
Die Rakete sei in Sain Ni in der Nähe der nordkoreanischen Hauptstadt abgeschossen worden, erklärte Pentagonsprecher Rob Manning. Sie flog demnach etwa 1000 Kilometer, bevor sie vor Japans Küste ins Meer stürzte. Die Rakete war nach Angaben des japanischen Verteidigungsministeriums 53 Minuten in der Luft.
Japans Ministerpräsident Shinzo Abe bestellte sein Kabinett zu einer Dringlichkeitssitzung ein. US-Präsident Trump verspach, ohne konkret zu werden: "Wir werden uns darum kümmern." Nach einem Telefonat veröffentlichten Abe und Trump eine gemeinsame Erklärung, in der sie die nordkoreanische Führung warnten, durch die anhaltenden Raketentests die eigene Sicherheit aufs Spiel zu setzen. In dem Statement heißt es: "Die Provokationen des nordkoreanischen Regimes (...) treiben seine Isolation in der internationalen Gemeinschaft voran."
UN-Sicherheitsrat setzt Dringlichkeitssitzung an
Der UN-Sicherheitsrat hat für Mittwochnachmittag eine Dringlichkeitssitzung angesetzt. Das Treffen sei auf Bitten der USA, Japans und Südkoreas einberufen worden, hieß es von den Vereinten Nationen. UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte den erneuten Raketentest scharf. "Dies ist eine klare Verletzung von Resolutionen des Sicherheitsrats und zeigt eine komplette Missachtung für die geeinte Sicht der internationalen Gemeinschaft", ließ Guterres über seinen Sprecher mitteilen. Er rief Nordkorea dazu auf, weitere "destabilisierende Schritte" zu unterlassen.
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sorgt sich um die Weltgemeinschaft. Bei Twitter sprach Regierungssprecher Steffen Seibert von "Nordkoreas neuester Provokation". Es sei nun "wichtiger denn je, gegen die Bedrohung der internationalen Sicherheit durch Pjöngjang zusammenzustehen".
Nordkorea arbeitet trotz UN-Sanktionen an der Entwicklung von Atomwaffen sowie Langstreckenraketen. Das international nahezu völlig isolierte Land hat in der Vergangenheit mehrere Tests absolviert. Allein im Jahr 2017 waren es bereits mehr als 20. Ob die getesteten Raketen tatsächlich in der Lage sind, die USA zu erreichen oder Atomsprengköpfe zu transportieren, ist umstritten. Experten bezweifeln, dass Nordkorea aufgrund seiner abgeschotteten Wirtschaft überhaupt Waffen in Serie produzieren kann.
Ein monatelanger Streit zwischen Kim Jong-un und US-Präsident Trump schürte die Sorge vor einer militärischen Eskalation der Lage. Die USA hatten Nordkorea kürzlich auf die Liste der staatlichen Unterstützer für Terrorismus gesetzt und zugleich die Sanktionen gegen das Land verschärft.