Dresden:Kretschmer: Leugnung von Pandemie nur schwer auszuhalten

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Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen. (Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild)

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) ist über die wachsende Polarisierung der Gesellschaft in Zeiten von Corona besorgt. Bei der ersten...

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Dresden (dpa) - Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) ist über die wachsende Polarisierung der Gesellschaft in Zeiten von Corona besorgt. Bei der ersten Infektionswelle habe noch Respekt vor einer unbekannten Erkrankung die Bevölkerung zusammengeschweißt, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Dresden. Mit sinkenden Fallzahlen habe dann eine gewisser Leichtsinn Einzug gehalten. „Bestimmte Kreise haben aber auch bewusst Fehlinformationen betrieben. Es gab Beiträge im Internet, die die Gesellschaft bewusst spalten, verunsichern und destabilisieren sollten. Das hat bis heute Wirkung.“

So hatte unter anderem eine Ärztin am Universitätsklinikum Dresden von Patienten berichtet, die mit schweren Symptomen einer Covid-19-Erkrankung behandelt werden mussten und das später nicht wahrhaben wollten - selbst wenn sie den Befund schwarz auf weiß sahen.

„Es gibt Krankenhäuser, in denen das Personal bis zur Erschöpfung arbeitet, und zwei Straßen weiter demonstrieren Menschen, die die Existenz des Coronavirus leugnen. Das ist nur schwer auszuhalten“, erklärte Kretschmer (45). Dies müsse man nach der Krise dringend aufarbeiten. „Die Gesellschaft polarisiert sich. Ich möchte auf der Seite stehen, die Menschenleben schützt und den Medizinern für alle Maßnahme Unterstützung gibt.“ Dennoch müsse man auch weiter mit denen im Gespräch bleiben, die staatliche Maßnahmen in der Pandemie kritisch sehen.

„Ich versuche, möglichst viele Facebook-Kommentare selbst zu beantworten und über Fake News aufzuklären. Es gibt aber auch Menschen, die gar nicht zuhören wollen“, betonte Kretschmer. Mit manchen Bürgern sei ein kultiviertes Miteinander leider nicht mehr möglich. Eigentlich solle man auf der Suche nach der Wahrheit im Gespräch miteinander bleiben. Kretschmar räumte ein, dass in der ersten Phase vielleicht manche Einschränkungen überzogen waren. Jetzt sei die Lage viel dramatischer, das Bewusstsein in der Bevölkerung aber weniger ausgeprägt: „Das ist eine gefährliche Mischung.“

Kretschmer äußerte sich auch zu Lehren aus der Pandemie. Sie habe gezeigt, dass die Politik viel kommunizieren, viel erklären muss und gesellschaftliche Mehrheiten für ihre Entscheidungen braucht: „Wenn der Zeitpunkt für eine Entscheidung gekommen ist, dann muss sie auch mit aller Klarheit und Konsequenz getroffen werden.“ Nichts sei schlimmer als Einschränkungen, die Kosten verursachen, aber am Ende keine Wirkung haben. Eine andere Lehre sei, die Spaltung der Gesellschaft nicht nur zu beklagen, sondern aktiv dagegen vorzugehen.

„Wenn es einen gesellschaftlichen Konsens oder eine Mehrheit gibt, dann sind Maßnahmen auch durchsetzbar. In dieser Phase sind wir jetzt“, betonte der Ministerpräsident. Selbst in Bereichen, die jetzt Einbußen wegen Schließungen erleiden müssten, akzeptiere man zu einem großen Teil die Entscheidungen. „Ich wünsche mir, dass wir denjenigen helfen, die jetzt nicht vor die Tür gehen können. Jetzt ist Ehrenamt gefragt, auch bei der Kontaktnachverfolge in den Gesundheitsämtern.“ Es gebe viele Beispiele für Gemeinsamkeit und Solidarität: „Wir brauchen aber mehr davon.“

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