Referendum zur Unabhängigkeit
Queen Elizabeth II., britische Monarchin
Status: Muss sich raushalten Haltung: Neutral, jedenfalls offiziell Sie ist zwar das Staatsoberhaupt Großbritanniens, doch viel zu sagen hat Queen Elizabeth II. nicht zum Referendum in Schottland. Darf sie nämlich auch gar nicht. Da die britische Königin nur eine repräsentative Funktion hat, ist sie zur Neutralität verpflichtet. Gerüchten zufolge soll sie zwar not amused darüber sein, dass sich die widerspenstigen Schotten von Großbritannien lossagen könnten. Doch in der Öffentlichkeit schweigt sie. Auf das Referendum angesprochen, gab sie zuletzt allein diese knappen Worte von sich: "Ich hoffe, die Menschen werden gut über die Zukunft nachdenken." Was ja doch noch Raum für Interpretationen lässt. Britische Medien lassen sich ohnehin nicht daran hindern, sich mit Leidenschaft in das Innenleben der Königin einzufühlen. So malt sich der Guardian ein Gespräch zwischen der Queen und dem britischen Premier David Cameron aus: "Kate ist schwanger - und was tun Sie, um die Union zu retten, Premierminister?" Etwas dramatischer noch titelte der Daily Mirror über einem Bild der Queen: "Don't let me be the last queen of Scotland." Lasst mich nicht die letzte Königin von Schottland sein! Dabei muss es so weit gar nicht kommen. Das unabhängige Schottland soll nach dem Willen der Referendums-Befürworter eine parlamentarische Monarchie mit Elizabeth II. als Staatsoberhaupt werden, wie Kanada, Australien oder Neuseeland.
Referendum zur Unabhängigkeit
David Cameron, britischer Premier
Status: In Schottland noch unbeliebter als Windows 8 Haltung: Gegen die Abspaltung Landverlust macht sich nie gut für einen Regierungschef. Insofern ist der britische Premierminister David Cameron natürlich gegen die Abspaltung der Schotten. Er hat zwar vorsichtshalber schon einmal klar gemacht, dass er nicht zurücktreten wird, wenn das Referendum Erfolg hat. Doch politisch schwer angeknackst wäre er. Parteifreunde werfen ihm hinter vorgehaltener Hand jetzt schon vor, dass er das Referendum überhaupt zugelassen hat. Das Problem: Allzu viel machen kann er gar nicht. Er und seine Torys sind in Schottland höchst unpopulär. Um es in den Worten des Schriftstellers Irvine Welsh, einem Abspaltungs-Befürworter, zu sagen: "Wenn du gegen eine Abspaltung stimmst, könnte (bei der britischen Unterhauswahl, Red.) im kommenden Mai jede einzelne Person in Schottland für Labour stimmen und wir hätten immer noch David Cameron als Premierminister. Das kann nicht richtig sein." Cameron ist deswegen auf die Hilfe der Labour Party angewiesen, die in Schottland traditionell stark ist und dort die Anti-Abspaltungs-Kampagne "Better Together" führt. Auch zwei Tage vor der Abstimmung übte er noch einen sehr ungewöhnlichen Schulterschluss mit Labour und den Liberaldemokraten: In einem Offenen Brief versprachen die Vorsitzenden der Parteien maximale Autonomie, sollten sie gegen die Unabhängigkeit entscheiden.
Referendum zur Unabhängigkeit
Alistair Darling, schottischer Labour-Politiker, Kampagne "Better Together"
Status: NUR KEINE PANIK! Haltung: Gegen die Abspaltung Der ehemalige britische Finanzminister soll im Auftrag Londons dafür sorgen, dass die Schotten weiter bei Großbritannien bleiben. Dabei hat der Chef der "Better Together"-Kampagne durchaus gute Argumente und konnte noch im ersten TV-Duell gegen seinen Widersacher Alex Salmond von den schottischen Nationalisten punkten, als es um die künftige schottische Währung ging. Doch das nächste TV-Duell ging verloren, der Vorsprung schmolz. Dann der Schock: Erste Umfragen sehen die Abspaltungsbefürworter vorne. Alles Darlings Schuld, befanden die britischen Medien. "Er kennt seinen Text, aber er bringt ihn schwach rüber", beklagt sich der Guardian. Die Kampagne der Ja-Sager sei schlicht kraftvoller, begeisterter, monierte der Economist. "Politics is an art of persuasion and Mr Darling's lack of charisma is a failing." Politik ist die Kunst der Überzeugung und Mr Darlings Mangel an Charisma ist ein Mangel. Charisma kann man sich eben nicht kaufen, Witz auch nicht. Beides hat Darlings Gegner im Überfluss, nämlich...
Referendum zur Unabhängigkeit
Alex Salmond, First Minister of Scotland, Chef der Nationalisten SNP
Status: Hat gut lachen Haltung: Für eine Abspaltung - und wie! Alex Salmond, Chef der schottischen Nationalisten, seit 2007 schottischer Ministerpräsident, ist der beliebteste Politiker Schottlands. Seit 2011 regiert seine SNP mit absoluter Mehrheit im Regionalparlament. Salmond ist schlagfertig, lustig und hat genau jenes Charisma, das seinem Widersacher Darling abgesprochen wird. Vor allem aber gelang es ihm, die Ja-Kampagne als Kampf gegen die versammelte Londoner Parteiprominenz, allen voran die Torys von Premier Cameron, zu inszenieren. In einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung schreibt der schottische Professor Mark Dawson außerdem: "Ironischerweise war es der größte Erfolg der Unabhängigkeitsfreunde, den Schotten das Gefühl zu geben, dass sich mit der Unabhängigkeit wenig ändern würde." Das neue Schottland soll "unabhängig" sein, aber weiterhin die Monarchie, das britische Pfund, die Mitgliedschaft in EU und Nato und sogar die BBC mit dem Nachbarn England teilen. Dass der Nachbar England das vielleicht gar nicht will - geschenkt! Hauptsache, die Schotten sind Cameron und seine Tories endlich los.
Referendum zur Unabhängigkeit
Gordon Brown, ehemaliger britischer Premier, Labour Party
Status: Retter in der Not Haltung: Gegen die Abspaltung Was also tun, wenn das Charisma des Gegners groß und die eigene Beliebtheit eher gering ist? Da muss als letzte Rettungsmaßnahme der ehemalige britische Premier Gordon Brown ran. Der hat unmittelbar nach der niederschmetternden Umfrage, die erstmals die Abspaltungsbefürworter vorne sah, den Schotten im Namen Londons mehr Souveränität versprochen, sollten sie - bitte, bitte - bei Großbritannien bleiben. Doch diese Initiative kommt laut dem Guardian zu spät. Salmond hatte lange mehr Kompetenzen für Schottland gefordert, Cameron hatte solche Schritte bisher ausgeschlossen. Entsprechend misstrauisch werden die angekündigten Pläne im Lager der Abspaltungsbefürworter betrachtet. Und ist Brown wirklich der richtige Gegner für Alex Salmond? Zu Amtszeiten hat dem Labour-Politiker jedenfalls niemand übermäßiges Charisma unterstellt, die Attribute "mürrisch" und "tapsig" standen im Raum. Aber wenigstens ist er Schotte.
Referendum zur Unabhängigkeit
Sean Connery, Schauspieler
Status: Der Rock steht ihm gut Haltung: Für die Abspaltung Sean Connery lebt zwar auf den Bahamas und darf gar nicht über die Unabhängigkeit Schottlands abstimmen. Aber als bekanntermaßen attraktivster Schottenrockträger aller Zeiten fällt seine Meinung natürlich trotzdem ins Gewicht. Und die ist eindeutig. Er rät den Schotten, am 18. September für die Unabhängigkeit zu stimmen: "Das ist ein historischer Tag für Schottland. Die Ja-Kampagne hat eine positive Vision für Schottland. Sie entspringt dem Glauben an Gleichheit, Inklusivität und an den urdemokratischen Wert, dass die Schotten die besten Hüter ihrer eigenen Zukunft sind." Wer kann da noch Nein sagen?
Referendum zur Unabhängigkeit
J.K Rowling, Schriftstellerin
Status: Ich weiß doch, was gut für euch ist! Haltung: Gegen die Abspaltung Was hilft da den Gegnern der Abspaltung noch? Eigene Promis. Die Schriftstellerin J.K. Rowling zum Beispiel, die in Schottland lebt, schlug sich auf die Seite der "Better Together"-Kampagne. Für sie selbst sei es zwar auch kein Problem, wenn Schottland unabhängig würde, sagte sie. Doch sie sei ja auch nicht von den möglichen wirtschaftlichen Folgen der Unabhängigkeit betroffen, so als Millionärin. Entsprechend spendete die Harry-Potter-Schöpferin eine Million Pfund an die Abspaltungsgegner. Im Vergleich zu Connerys "urdemokratischen Werten" wirkt das allerdings etwas halbherzig.
Referendum zur Unabhängigkeit
Mick Jagger, Musiker, Rolling Stones
Status: Baby, don't leave me! Haltung: Gegen die Abspaltung Wesentlich emotionaler ist da schon ein Appell zahlreicher britischer Prominenter, den unter anderem Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger unterschrieben hat: "Wir wollen, dass Ihr wisst, wie sehr wir die Verbindung zu Euch schätzen", steht da. Und: "Was uns verbindet, ist stärker als das, was uns trennt." In anderen Worten: "Lasst uns zusammenbleiben." So eine Trennung ist niemals leicht. Und wer weiß, vielleicht überlegen es sich die Schotten ja doch noch anders. Darauf deuten zumindest die jüngsten Umfragen hin: In denen haben nämlich die Abspaltungsgegner eine - wenn auch knappe - Mehrheit.