Zum ersten Mal nach dem britischen Referendum hat sich die Queen öffentlich geäußert. Königin Elizabeth II. eröffnete in Edinburgh die fünfte Sitzungsperiode des neugewählten schottischen Parlaments. Anlässe wie dieser stünden traditionell für "Hoffnung und Optimismus", sagte die Monarchin - dieser Beginn einer neuen Sitzungsperiode bringe aber einen "echten Geist der Erneuerung" mit sich.
Ohne das Thema Brexit oder andere politischen Themen beim Namen zu nennen, betonte sie am Samstag in Edinburgh die Notwendigkeit, "ruhig und gefasst zu bleiben". Gerade in schnelllebigen Zeiten brauche es "genügend Raum für ruhiges Nachenken und Abwägen". Das schottische Parlament habe in der Vergangenheit bewiesen, dass es dazu fähig sei. Nur die nötige Zeit erlaube es, zu tieferen Einsichten darüber zu kommen, wie den Herausforderungen und Chancen der Gegenwart am besten zu begegnen sei.
In Schottland wird nach dem Brexit-Votum über ein erneutes Referendum diskutiert, in dem die Schotten über die Unabhängigkeit ihres Landes von Großbritannien abstimmen könnten. Zuletzt gab es einen solchen Volksentscheid 2014: Damals sprachen sich 55 Prozent dafür aus, im Vereinigten Königreich zu verbleiben - allerdings hatte London unter anderem mit der EU-Mitgliedschaft um die Schotten geworben. Jetzt müssen die Schotten die EU verlassen - obwohl bei der Abstimmung vor anderthalb Wochen 63 Prozent für "Remain" gestimmt hatten.
Sturgeon: Haben die Verantwortung, den Willen des Volkes voranzutreiben
Nach der Queen wandte sich die Erste Ministerin Schottlands, Nicola Sturgeon, an die Abgeordneten. Das Parlament habe nun die Verantwortung, den Willen des Volkes voranzutreiben, sagte die Politikerin der Scottish National Party. "Lassen Sie uns mit Hoffnung und Entschlossenheit regieren und diesen Vorsatz festhalten: 'Wir werden jeden Tag dafür arbeiten, für unser Land mehr Gleichberechtigung zu erreichen, und unser Ansehen stets zu mehren und unseren wertvollen Platz in der Welt niemals zu schwächen.'" ( Linktipp: Lesen Sie hier ein Kurz-Porträt zu Nicola Sturgeon.)
Die Queen als Staatsoberhaupt des Vereinigten Königreichs steht traditionell über den Parteien und äußert sich nicht zur aktuellen Tagespolitik. Vor dem Referendum hatte ein britisches Boulevardblatt behauptet, Elizabeth II. sei für einen Brexit. Der Buckingham Palace sah sich daraufhin zu einem offiziellen Dementi genötigt: "Die Queen bleibt politisch neutral, wie sie es schon seit 63 Jahren gewesen ist", hieß es. "Wir würden uns niemals zu Behauptungen anonymer Quellen äußern. Das Referendum ist Sache des britischen Volkes."