Vier Tage nach der Festnahme der früheren RAF-Terroristin Daniela Klette hat das Bundeskriminalamt (BKA) die Bevölkerung um Unterstützung bei der Suche nach ihren mutmaßlichen Komplizen gebeten. "Nach Festnahme in Berlin Fahndung nach 2 mutmaßlichen ehemaligen Terroristen der RAF", schrieb das BKA am Freitag auf dem Portal X (früher Twitter). BKA und LKA Niedersachsen "bitten um Mithilfe".
Auf der Fahndungsseite des BKA finden sich umfangreiche Informationen zu den gesuchten mutmaßlichen früheren RAF-Mitgliedern Ernst-Volker Staub, 69, und Burkhard Garweg, 55. Gewarnt wird aber auch: "Bitte nicht an die gesuchten Personen herantreten, sie könnten bewaffnet sein!" Das BKA betont: "Die Ermittlungsbehörden wenden sich gezielt auch an die Familien der Beschuldigten, deren Freundeskreis und ehemalige RAF-Unterstützer."
Hinweise könnten vertraulich über ein geschütztes Internetsystem abgegeben werden. Auch bei der europäischen Polizeibehörde Europol werden die beiden Männer unter den meistgesuchten flüchtigen mutmaßlichen Tätern aufgelistet. Bei beiden heißt es ausdrücklich: "Gefährlich." Hinzugefügt ist: "Für Hinweise, die zur Ergreifung der Beschuldigten führen, ist von verschiedenen Stellen eine Belohnung in Höhe von insgesamt mindestens 150 000 Euro ausgesetzt worden."
Konkret sollen Klette, Staub und Garweg laut Staatsanwaltschaft Verden unter anderem für Raubüberfälle auf Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zwischen 1999 und 2016 verantwortlich sein. Dem Trio wird dabei auch versuchter Mord vorgeworfen, weil Schüsse bei Überfällen gefallen sein sollen. Zudem gibt es noch Haftbefehle wegen des Verdachts der Beteiligung an Terroranschlägen.
Klette schweige zu den Vorwürfen, so die Staatsanwaltschaft Verden. Sie war nach 30 Jahren Fahndung am Montag in Berlin-Kreuzberg von der Polizei festgenommen worden. In ihrer Wohnung fand die Polizei ein Kalaschnikow-Sturmgewehr, eine Maschinenpistole, eine Pistole, Munition und eine Panzerfaustgranate. Neben der waffentechnischen Untersuchung würden auch Spuren daran gesucht - Fingerabdrücke oder DNA-Spuren, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Auswertung dauere aber noch an: "Wir haben umfangreiches Material sichergestellt." Unklar sei, ob möglicherweise ein neuer Raubüberfall der früheren RAF-Terroristen bereits geplant war, sagte er zu dem Waffenfund in der Wohnung - statt etwa in einem Depot abseits der Wohnung.
Laut Polizei und Staatsanwaltschaft liegt die Vermutung nahe, dass auch Staub und Garweg Waffen und Sprengstoff gebunkert haben könnten. Von ihren Wohnungen könnte "ein Gefährdungspotenzial für die Bevölkerung ausgehen", hieß es daher am Donnerstag. Die Ermittler nehmen an, dass sich die Männer ebenfalls in Berlin aufhalten könnten.
Die linksextremistische Vereinigung Rote Armee Fraktion (RAF) war von den 1970er- bis 1990er-Jahren der Inbegriff von Terror und Mord in Deutschland. Garweg, Klette und Staub gehören zur sogenannten dritten Generation der RAF. In ihrer aktiven Zeit wurden der damalige Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991) ermordet sowie Herrhausens Fahrer schwer verletzt.