Großbritannien:Operation London Bridge: Was für den Tod der Königin geplant ist

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Die London Bridge führt von der City of London über die Themse zum Stadtteil Southwark. (Foto: Daniel Sorabji/AFP)

Wenn Elizabeth II. sterben sollte, treten umfangreiche Pläne in Kraft. Was dann zu geschehen hat, ist mit Code-Wörtern belegt und genauestens geregelt - zum Teil offenbar schon seit Jahrzehnten.

Von Kassian Stroh

Das britische Königshaus ist weder bekannt dafür, Dinge dem Zufall zu überlassen, noch dafür, althergebracht Zeremonielles zu verabscheuen. Und schon gleich gar nicht bei einem derart einschneidenden Ereignis, wie es der Tod der Königin wäre. Dementsprechend gibt es offenkundig detaillierte und umfangreiche Pläne, was in diesem Fall zu geschehen hat: Wer in welcher Reihenfolge informiert wird, sprechen und öffentlich Trauer bekunden darf und welchen Weg der Sarg zu nehmen hat. Der Name all dieser Pläne klingt, als hätte ihn sich Her Majesty's Secret Service ausgedacht: Wenn Elizabeth II. sterben sollte, startet die "Operation London Bridge".

Die Pläne, deren erste Version bereits aus den 1960er-Jahren stammen sollen, liegen nicht offen aus, aber immer wieder haben Journalisten Teile davon zu Gesicht bekommen und veröffentlicht. 2017 zum Beispiel schrieb der Guardian, dass Elizabeths Privatsekretär als erstes die Premierministerin verständigen werde, das ist seit dieser Woche Liz Truss. Über eine abhörsichere Leitung werde er ihr das Codewort sagen: "London Bridge is down." Im vergangenen Jahr enthüllte das Portal Politico viele Details der Operation, auch da ist der Informationsfluss als derselbe beschrieben, von einem Codewort allerdings ist nicht die Rede. Vielleicht stimmt beides, die Pläne werden offenbar regelmäßig überarbeitet.

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Nach Truss wird ihr Kabinett informiert, die entsprechenden Nachrichten sind angeblich bereits wortwörtlich vorformuliert, ebenso wie die Regierungen der anderen Commonwealth-Staaten, deren Staatsoberhaupt Elizabeth II. ebenfalls ist. Und irgendwann, vielleicht auch erst nach Stunden, die Öffentlichkeit. Früher wäre das vermutlich über die BBC geschehen, die hat ihr Monopol als schnelles Medium aber verloren. Vermutlich wird der Palast eine Mitteilung versenden. Man darf getrost davon ausgehen, dass alle Sender im Königreich für diesen Fall umfangreiche Nachrufe und Live-Sendungen vorbereitet haben - genauso wie lange Listen mit getragenen Musikstücken für den Fall der Fälle. Bei Proben für diesen in den TV-Sendern ITN und Sky soll "Mrs. Robinson" als Deckname für Elizabeth II. verwendet worden sein.

Innerhalb weniger Minuten nach Bekanntwerden der Todesnachricht sollen auf allen öffentlichen Gebäuden Fahnen auf halbmast gehisst werden. In London werden Salutschüsse abgefeuert, es wird eine offizielle Schweigeminute geben. Die Internet- und Social-Media-Seiten des Königshauses und der Regierung werden auf Schwarz umgeschaltet und weitgehend stummgeschaltet - nur noch ganz Dringliches darf nun mehr verkündet werden. Aber auch auf altherkömmlichem Papier wird der Tod der Monarchin verkündet werden: Aus dem Buckingham-Palast wird ein Diener treten und eine schwarz umrandete Todesanzeige an das Tor heften.

Die Schweigeminute 1936 nach dem Tod von König Georg V. am Piccadilly Circus in London. (Foto: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo)

Schließlich wird die königliche Familie bekannt geben, wann die Beerdigung stattfinden wird - wahrscheinlich zehn Tage später. Die erste öffentliche Ansprache wird die Premierministerin halten, ihre Minister müssen bis dahin strikt schweigen. Truss trifft dann auch den neuen König - mutmaßlich Elizabeths Sohn Charles -, und dieser wird sich schließlich an die Nation wenden. Das alles geschieht am Tag des Todes, laut Politico wird dieser in den offiziellen Plänen als "D-Day" bezeichnet.

Der Sarg mit dem Leichnam der Königin, die derzeit in Schottland auf Schloss Balmoral weilt, wird am zweiten Tag nach ihrem Tod nach London gebracht. Entweder im Royal Train, also dem königlichen Zug (laut Politico firmiert das als "Operation Unicorn") oder im Flugzeug ("Operation Overstudy"). In jedem Fall wird der Sarg von der Regierung in Empfang genommen und in den Buckingham Palace gebracht. Von dort wird er drei Tage später in den Palace of Westminster überführt, wo Elizabeth drei Tage lang für die Öffentlichkeit aufgebahrt wird.

Und in all der Zeit läuft parallel längst eine weitere Operation, auch sie beginnt am "D-Day", sie weist Elizabeths Nachfolger, ihrem ältesten Sohn Prinz Charles, 73, den Weg auf den Thron. Sie heißt "Operation Springtide": Springflut.

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