Flugzeugabsturz in Russland:Putin bricht sein Schweigen und kondoliert Prigoschins Familie

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Putin kondolierte der Familie des Söldnerchefs. (Foto: SPUTNIK/via REUTERS)

Russlands Präsident Wladimir Putin bestätigt damit indirekt, dass Wagner-Chef Prigoschin bei dem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Tod von Söldner-Chef Jewgenij Prigoschin zumindest indirekt bestätigt. Er kondolierte am Donnerstag der Familie des mutmaßlich bei einem Flugzeugabsturz getöteten Wagner-Chefs. Man werde sehen, was die Ermittler herausfänden, sagte Putin weiter. Dies könne dauern.

Putin nannte Prigoschin einen "talentierten Menschen", wie russische Agenturen am Donnerstag meldeten. "Er war ein Mensch mit einem schwierigen Schicksal, und er hat ernsthafte Fehler gemacht", sagte Putin. Zugleich habe der Geschäftsmann und Söldnerführer Ergebnisse erzielt - für sich wie für die gemeinsame Sache. Putin formulierte vorsichtig, dass ersten Erkenntnissen zufolge am Vorabend ein Flugzeug mit Angehörigen der Privatarmee Wagner abgestürzt sei. Wagner habe einen wichtigen Beitrag zu den Kämpfen in der Ukraine geleistet, der nicht vergessen werde.

Zuvor hatte Putin sichtlich unbeeindruckt vom Absturz seine politischen Termine durchgezogen. Als sich die Meldungen vom Tod des Anführers der Privatarmee Wagner im Gebiet Twer überschlugen, gedachte er am Mittwochabend im Gebiet Kursk stolz der siegreichen Schlacht vor 80 Jahren während des Zweiten Weltkriegs. Am Donnerstag nahm der 70-Jährige per Video am Brics-Gipfel in Johannesburg teil.

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Prigoschins Anhänger reagieren mit Trauer und Wut

Und während alle Welt rätselte, wer oder was die Embraer 600 zum Absturz brachte, und sich die Augen der internationalen Gemeinschaft auf Putin richten, schwieg der Kreml eine gefühlte Ewigkeit. Offiziell bestätigt ist der Tod Prigoschins und seiner Wagner-Führungsriege, darunter der Kommandeur Dmitri Utkin, damit weiter nicht.

Eine gerichtsmedizinische Untersuchung mit Gen-Analysen soll klären, ob die auf einer Passagierliste der Luftfahrtbehörde Rosawiazija zehn veröffentlichen Namen mit den am Boden gefundenen Überresten der Menschen übereinstimmen. Ermittler untersuchen, ob womöglich ein Sprengsatz an Bord die Maschine zum Absturz brachte oder ob gegen Sicherheitsregeln verstoßen wurde.

Prigoschins Anhänger reagierten mit Trauer und Wut auf die Nachricht vom mutmaßlichen Tod des 62-Jährigen. Am Café "Patriot" in St. Petersburg, das viele Einwohner der Stadt mit Prigoschin und seiner Wagner-Truppe verbinden, seien massenhaft Blumen niedergelegt worden, berichtete die Tageszeitung "Kommersant" am Donnerstag. Auch aus anderen russischen Städten wie Nowosibirsk wurde von Trauer- und Gedenkaktionen berichtet.

Am früheren Wagner-Firmensitz in St. Petersburg wurden neben Blumen auch ein Vorschlaghammer niedergelegt, teilte der Telegram-Kanal Grey Zone mit. Der Vorschlaghammer gilt als grausiges Erkennungszeichen der Wagner-Söldner, nachdem ein Video Angehörige der Gruppe gezeigt hatte, die damit einen angeblichen Überläufer ermordeten.

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