Präsidentschaftswahl in Südafrika:Wirtschaftliche Ungleichheit fast wie zu Apartheid-Zeiten

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Laut einem Bericht des südafrikanischen Rechnungshofes ist der Missbrauch öffentlicher Gelder geradezu zur Norm geworden. Auch das Versagen der Regierung, der gewaltigen Arbeitslosigkeit im Land etwas entgegenzusetzen, wird kritisiert: 70 Prozent der Südafrikaner unter 35 Jahren sind arbeitslos, und die wirtschaftliche Ungleichheit ist - fast wie zu Apartheid-Zeiten - so groß wie in nur wenigen anderen Ländern der Welt.

Bei der Trauerfeier für den verstorbenen Mandela im Dezember war Zuma von großen Teilen des Publikums ausgebuht worden. Er konnte anschließend seine Nervosität angesichts des nahenden Wahltermins immer schwerer verbergen. Mamphela Ramphele setzt auf diesen Unmut: "Dies ist nicht der Moment, um über den ANC zu sprechen", sagte sie nach Bekanntgabe ihrer Kandidatur. "Sie kennen das alles: das gestohlene Geld, die gebrochenen Versprechen, die verlorenen Jobs, die Korruption, die dreckigen Krankenhäuser, die Schulen ohne Bücher und die unsicheren Straßen, Häuser und Arbeitsplätze."

Schon mehrmals hatte die DA-Vorsitzende Helen Zille versucht, Mamphela Ramphele als Mitkämpferin an der Spitze ihrer Partei zu gewinnen, doch die hatte immer wieder abgelehnt. Statt dessen gründete sie im vergangenen Jahr ihre eigenen Oppositionspartei "Agang SA" - mit mäßigem Erfolg: Der erhoffte Zustrom an jungen Anhängern blieb aus, und kürzlich wurde bekannt, dass die Partei offenbar pleite ist.

Chancen für Zuma trotzdem nicht schlecht

Viele Beobachter rechnen dennoch damit, dass der ANC trotz des starken Gegenwinds die Wahl gewinnen wird, wenn auch deutlich knapper als je zuvor. Zudem erreichen die liberalen Botschaften der Democratic Alliance einen wesentlichen Teil der Bevölkerung nur schwer: die wirtschaftlich marginalisierten, arbeits- und perspektivlosen jungen schwarzen Wähler. Die schließen sich tendenziell eher den Economic Freedom Fighters an, der neu gegründeten Partei des geschassten früheren Chefs der ANC-Jugendorganisation, Julius Malema. Der verknüpft seine Angriffe auf die korrupte Regierung mit populistischen Forderungen nach Enteignung von Banken, Land und Minen - und erzielt damit laut Umfragen derzeit den stärksten Zulauf an Wählern.

Dass der ANC-Führung dennoch angesichts der neuen Frauen-Doppelspitze nicht rundum wohl ist, zeigt deren polemische Reaktion: Die Democratic Alliance "mietet sich ein schwarzes Gesicht", wetterte der ANC-Generalsekretär Gwede Mantashe nach der Nominierung von Mamphela Ramphele.

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