Kämpfe im Sudan:Pistorius sagt USA-Reise ab

Lesezeit: 2 min

Pistorius (re.) am Freitag auf der US-Airforce-Base Ramstein. (Foto: Heiko Becker/Reuters)

Wegen der anhaltenden Gefechte im Sudan und der ausstehenden Evakuierung deutscher Staatsbürger verschiebt der Verteidigungsminister seinen Antrittsbesuch beim transatlantischen Partner.

Von Mike Szymanski, Berlin

Als Reaktion auf die sich zuspitzende Lage im Sudan hat Verteidigungsminister Boris Pistorius wichtige Auslandstermine abgesagt. An diesem Sonntag wollte er für eine mehrtägige Reise in die USA aufbrechen und unter anderem seinen US-Amtskollegen Lloyd Austin in Washington treffen. Weitere Termine waren in New York vorgesehen. Am Freitag wurde die Reise auf Wunsch des Bundesverteidigungsministers abgesagt. Aus "Termingründen", wie sein Ministerium knapp mitteilte.

Es hätte sich bei dem Treffen um Pistorius' Antrittsbesuch als neuer deutscher Verteidigungsminister beim wichtigsten transatlantischen Partner gehandelt. Lloyd Austin und er kennen sich allerdings bereits persönlich. Über die Ukraine-Hilfe im Rahmen der Ramstein-Kontaktgruppe hatten sie bereits dienstlich zu tun.

"Die Lage ist absolut dramatisch und absolut unübersichtlich."

In den USA aber auch in Deutschland laufen seit Tagen Planungen, im Sudan festsitzende ausländische Staatsbürger wegen der Eskalation der Gewalt von dort auszufliegen. Am Samstag vor einer Woche haben zwei rivalisierende Generäle damit begonnen, ihren Kampf um die Macht mit Waffengewalt auszutragen. Seither halten die Kämpfe zwischen der dort herrschenden Armee und der paramilitärischen Gruppe RSF an.

Auch am ersten Tag des muslimischen Fests zum Fastenbrechen nach dem Ramadan gab es am Freitag in der Hauptstadt Khartum vielerorts Gefechte. Auch in anderen Landesteilen liefern sich die Konfliktparteien schwere Kämpfe. Die Weltgesundheitsbehörde (WHO) geht von mindestens 413 Toten und mehr als 3500 Verletzten aus, darunter auch Kinder.

Rauch über Khartum, der Hauptstadt des Sudans. (Foto: Marwan Ali/dpa)

"Die Lage ist absolut dramatisch und absolut unübersichtlich", sagte Außenministerin Annalena Baerbock am Freitag in Berlin nach einer Sitzung des Krisenstabes im Auswärtigen Amt. "Wir bereiten unterschiedliche Optionen vor." Die Zahl der Deutschen, die sich für eine gewünschte Evakuierung meldeten, wachse täglich und bewege sich derzeit in einem "unteren dreistelligen Bereich".

Am Mittwoch war ein erster Evakuierungsversuch mit Militärflugzeugen der Bundeswehr gescheitert. Der Flughafen der Hauptstadt Khartum ist umkämpft. Um die deutschen Staatsbürger sicher ausfliegen zu können, müssen allerdings am Flughafen zumindest kontrollierbare Verhältnisse herrschen. Das war bislang nicht der Fall. Alle diplomatischen Versuche, zu einer Feuerpause zu kommen, sind bislang gescheitert. Deshalb kehrten die Maschinen der Bundeswehr zunächst wieder nach Deutschland zurück. Nach Angaben des Verteidigungsministers bereite man sich auf einen neuen Anlauf vor.

Alle Nachrichten im Überblick
:SZ am Morgen & Abend Newsletter

Alle Meldungen zur aktuellen Situation in der Ukraine und weltweit - im SZ am Morgen und SZ am Abend. Unser Nachrichten-Newsletter bringt Sie zweimal täglich auf den neuesten Stand. Hier kostenlos anmelden.

Ein Außenamtssprecher erklärte, die Lage für die Deutschen im Land werde von Tag zu Tag schwieriger. Mit vielen sei man telefonisch in Kontakt. Die Deutschen sollten sich weiter an einem sicheren Ort aufhalten. Allerdings gingen Lebensmittelvorräte zur Neige, auch fehle Strom, etwa um Handys aufzuladen. "Die Not und die Dringlichkeit steigen", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes.

Am Freitag schien das Militär in Khartum Boden gutzumachen. Erstmals seit Beginn der Kämpfe am vergangenen Samstag patrouillierten Regierungstruppen zu Fuß durch die Hauptstadt, wie Augenzeugen berichteten. Das Militär erklärte: "Wir sind von der Phase der Standhaftigkeit und des Trotzes zur schrittweisen Säuberung der Rebellen-Brutstätten rund um die Hauptstadt übergegangen." Die rivalisierende RSF-Miliz verurteilte das Vorgehen des Militärs und sprach von Bombenangriffen sowie Artilleriefeuer auf Wohngebiete.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKrieg im Sudan
:Das Land der anderen

Gold für den Kreml, Zusatzstoffe für Coca-Cola, Söldner für Saudi-Arabien. Im Sudan mischen viele Staaten mit. Das könnte einen Waffenstillstand schwieriger machen.

Von Bernd Dörries

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: