Mit äußerst scharfen Attacken gegen Präsident Barack Obama hat sich der US-Republikaner Paul Ryan am Mittwochabend (Ortszeit) offiziell als Vizepräsidenten-Kandidat der Konservativen vorgestellt. Er warf dem Demokraten vor, bei der Schaffung von Arbeitsplätzen Jahre vergeudet, leere Versprechungen gemacht, viel geredet und wenig getan zu haben. Obama habe auf der ganzen Linie versagt: "Was im Weißen Haus fehlt, ist Führungskraft."
Das größte Versagen sei aber das Anwachsen der Staatsschulden. Die US-Verschuldung habe unter Obama Rekordhöhen erreicht. "Und trotzdem, wir hören weiterhin nichts von ihm", sagte Ryan. Obama habe schlicht keine Antworten. Nun klammerten sich der Präsident und seine Demokraten so verzweifelt an die Macht, "dass Furcht und Spaltung alles ist, was ihnen übrig geblieben ist".
"Eine (Wirtschafts-)Erholung, die versprochen worden ist, ist niemals in Sicht gewesen", sagte der 42-Jährige auf dem Nominierungsparteitag der Republikaner in Tampa in Florida. Der langjährige Kongressabgeordnete kündigte für den Fall eines Wahlsieges im November einen drastischen Sparkurs an: Die staatlichen Ausgaben sollen auf 20 Prozent des Wirtschaftsprodukts begrenzt werden. Ryan erneuerte zugleich die Absage der Republikaner an Obamas Gesundheitsreform. Sie sei eine Anhäufung von Vorschriften, Forderungen, Steuern, Gebühren und Bußgeldern, "und das hat keinen Platz in einem freien Land", sagte Ryan.
"Zwölf Millionen neue Jobs in den kommenden vier Jahren"
Ryan versprach außerdem einen Neuanfang und einen Wirtschaftsaufschwung für die USA. "Amerika braucht eine Kehrtwende, und der Mann für den Job ist Gouverneur Romney", sagte Ryan. "Sein ganzes Leben hat ihn auf diesen Moment vorbereitet - sich schweren Herausforderungen in ernster Weise zu stellen, ohne Ausreden und leere Worte." Als Team hätten sie einen "Plan für eine stärkere Mittelschicht". Das Ziel sei die Schaffung von "zwölf Millionen neuen Jobs in den kommenden vier Jahren".
Ryan, der am Tag zuvor offiziell zur Nummer Zwei von Spitzenkandidat Mitt Romney gekürt worden war, nahm in seiner Rede auch die Nominierung zum Vizepräsidentschaftskandidaten an. Vor den Delegierten kündigte an, keine Herausforderungen zu scheuen. "Ich nehme die Pflicht an, mitzuhelfen, unsere Nation aus einer Jobkrise und zurück zu Wohlstand zu führen", sagte Ryan .
Romney, der in einer Rede am Donnerstag auf dem Höhepunkt des Parteitags seine Nominierung annehmen soll, hatte Ryan am 11. August als seinen Vizekandidaten vorgestellt. Ryan gilt als Verfechter harter Sparpläne mit massiven Eingriffen im Sozialbereich. Obama warf ihm deshalb "Sozialdarwinismus" vor.
Republikaner kritisieren Obamas Außenpolitik
Zuvor hatten bereits mehrere Redner Obamas Außenpolitik unter Beschuss genommen. Der einflussreiche Senator John McCain warf dem Präsidenten vor, die Führungsrolle der USA in der Welt zu verspielen. "Wir können es uns nicht erlauben, diesen Kurs weiter fortzusetzen", sagte McCain, der bei der Präsidentschaftswahl vor vier Jahren gegen Obama verloren hatte.
Auch Ex-Außenministerin Condoleezza Rice mahnte, die USA dürften ihre militärische Überlegenheit nicht verlieren. "Frieden kommt durch Stärke." Jeder in der Welt frage sich derzeit, wo Amerika stehe. Die USA kämen den politischen Dissidenten in China ebenso wenig zu Hilfe wie den politischen Gefangenen im Iran. Ähnlich äußerte sich auch der frühere Präsidentschaftskandidat John McCain.