Potsdam:Forscher: Täuschung von Vaut zeigt Schwäche aller Parteien

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Potsdam (dpa/bb) - Die Lügengeschichte des Brandenburger SPD-Europakandidaten Simon Vaut ist nach Ansicht des Verwaltungswissenschaftlers Jochen Franzke ein neues Symptom für die Schwäche der politischen Parteien im Land. "Die Anzahl der Mitglieder ist schon länger so gering, dass die Parteien nicht mehr flächendeckend tätig werden können", sagte der Professor der Universität Potsdam der Deutschen Presse-Agentur. "Nunmehr scheint aber auch der soziale Vernetzungsgrad unter den Genossen so gering zu sein, dass eine solche Posse nicht sofort auffliegt." Er rechnet aber nicht mit einem Effekt auf den Wahlkampf für die Europawahl.

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Potsdam (dpa/bb) - Die Lügengeschichte des Brandenburger SPD-Europakandidaten Simon Vaut ist nach Ansicht des Verwaltungswissenschaftlers Jochen Franzke ein neues Symptom für die Schwäche der politischen Parteien im Land. „Die Anzahl der Mitglieder ist schon länger so gering, dass die Parteien nicht mehr flächendeckend tätig werden können“, sagte der Professor der Universität Potsdam der Deutschen Presse-Agentur. „Nunmehr scheint aber auch der soziale Vernetzungsgrad unter den Genossen so gering zu sein, dass eine solche Posse nicht sofort auffliegt.“ Er rechnet aber nicht mit einem Effekt auf den Wahlkampf für die Europawahl.

Der 41 Jahre alte Vaut war 2018 von einem SPD-Landesparteitag überraschend zum Europakandidaten für Brandenburg gewählt worden. Er hatte sich dort mit angeblicher Freundin präsentiert und gesagt, er sei ihretwegen nach Brandenburg/Havel gegangen. Das war gelogen: Vaut räumte vor wenigen Tagen ein, dass er anders als angegeben nicht in Brandenburg/Havel, sondern in Berlin lebe. Seine angebliche Partnerin sei nur eine Bekannte aus Berlin. Der gebürtige Hamburger arbeitet im Bundeswirtschaftsministerium. Er war früher Redenschreiber unter anderem von Ex-Außenminister Sigmar Gabriel (SPD).

Der Skandal wird auf den Europawahlkampf der SPD nach Einschätzung des Wissenschaftlers kaum Auswirkungen haben. „Die Sache wird schnell vergessen sein“, sagte Franzke. „Auf den Kommunalwahlkampf sind auch keine Auswirkungen zu erwarten, da die Wähler deutlich unterscheiden können, was sie gerade wählen.“

Die Brandenburger SPD wirbt für die Europawahl nun mit der Ersatzkandidatin, der früheren Juso-Landeschefin Maja Wallstein (33). Sie war auch die Wunschkandidatin des Landesvorstands, die Vaut auf dem Parteitag unterlegen war. SPD-Landeschef und Ministerpräsident Dietmar Woidke hatte von einem Riesenschaden für die Brandenburger SPD gesprochen. Vaut tritt allerdings noch auf der bundesweiten Wahlliste an, das konnte die SPD technisch nicht verhindern. Er kandidiert auf Platz 22. Sollte Vaut einen Sitz im EU-Parlament bekommen, will er sein Mandat laut SPD nicht annehmen.

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