Lindau (Bodensee):Abgeordnete Eva Lettenbauer neue Grünen-Chefin in Bayern

Lesezeit: 2 min

Zwei junge Frauen liegen sich auf dem Parteitag der bayerischen Grünen freudestrahlend in den Armen: Katharina Schulze und Eva Lettenbauer. Fortan werden sie...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Lindau (dpa/lby) - Zwei junge Frauen liegen sich auf dem Parteitag der bayerischen Grünen freudestrahlend in den Armen: Katharina Schulze und Eva Lettenbauer. Fortan werden sie gemeinsam die Richtung der bayerischen Grünen mitbestimmen. Denn Lettenbauer ist auf dem Parteitag in Lindau am Bodensee zur neuen Landesvorsitzenden gewählt worden. Mit 63,2 Prozent der Stimmen setzte sich die Landtagsabgeordnete klar gegen die Kommunalpolitikerin Judith Bogner mit 23,9 Prozent durch. Schulze, Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Landtag, sagte nach der Wahl: „Ich freu mich so, dass es die Eva geworden ist.“

Mit gerade einmal 26 Jahren ist Lettenbauer die bislang jüngste Vorsitzende in der 40-jährigen Geschichte der bayerischen Grünen. In ihrer Bewerbungsrede hatte sie den Delegierten zugerufen, sie wolle „mit euch, für euch und für eine lebendige Partei in ganz Bayern Politik machen“. Gemeinsam wolle man die Grünen schlagkräftiger machen, sagte sie und stimmte ihre Partei auf einen harten Kommunalwahlkampf ein - mit der CSU als klarem Hauptgegner.

Lettenbauer tritt die Nachfolge der langjährigen Chefin Sigi Hagl an. Nach sechs Jahren im Vorstand räumte Hagl den Platz, weil sie bei der Kommunalwahl für den Oberbürgermeister-Posten in Landshut kandidiert.

Die 26-Jährige wurde auf zwei Jahre gewählt und führt die Partei künftig gemeinsam mit dem Co-Vorsitzenden Eike Hallitzky. Die beiden Mitglieder der Doppelspitze werden abwechselnd jährlich neu gewählt. Co-Landeschef Hallitzky sagte, Lettenbauer sei in der Partei gut vernetzt und nannte sie eine „ideale Partnerin“.

Lettenbauer, die von 2015 bis 2018 Vorsitzende der Grünen Jugend in Bayern war, war als klare Favoritin ins Rennen um den Landesvorsitz gegangen. Sie erhielt 201 von 318 abgegebenen Stimmen. Für Bogner votierten 76 Delegierte. 28 Delegierte stimmten mit Nein und lehnten damit beide Kandidatinnen ab, zudem gab es 13 Enthaltungen.

Die Grünen befinden sich auch in Bayern seit einiger Zeit auf einem Höhenflug. Im Landtag wurden sie vergangenes Jahr klar die zweitstärkste Kraft. Erklärtes Ziel ist es nun, auch bei den bayerischen Kommunalwahlen im kommenden Jahr deutlich zuzulegen.

Die Zahl der grünen Bürgermeister und Landräte soll verdoppelt werden. „Endlich“ wolle man auch einen Oberbürgermeister stellen, sagte Hagl. Insgesamt wollen die Grünen auf 2500 Mandate kommen - 700 mehr als bisher. Um dies zu erreichen, baut die Partei ihre landesweite Präsenz in den Kommunen immer weiter aus.

Mit Blick auf die Kommunalwahl sagte Lettenbauer: „So vieles dort in den Kommunen kann geleistet werden, um Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit in Bayern endlich voranzubringen.“ Mit einem „wirksamen Klimaschutzkonzept“ wolle sie die CSU herausfordern.

Neben dem Klimaschutz will die neue Vorsitzende vor allem in der Sozialpolitik stärkere Akzente setzen. Die Ideen der Grünen dazu müssten hörbar werden. Sie forderte: „Stellen wir ein gutes Leben für alle sicher.“ Bereits am Samstag hatten die Grünen zwei Leitanträge zur Kommunalwahl und zu sozialer Gerechtigkeit beschlossen. Wohnen solle günstiger, Arbeit besser bezahlt und Teilhabe gestärkt werden.

Großer Schwerpunkt für die Kommunalwahl bleibt aber der Klimaschutz. Ein Zehn-Punkte-Paket mit Sofortmaßnahmen sieht vor, Energieagenturen in allen Landkreisen einzurichten und die Stromversorgung zu regionalisieren. Beim Bau öffentlicher Gebäude soll demnach auf nachwachsende Rohstoffe wie Holz zurückgegriffen werden, Häuser sollen klimaneutral mit Wärme versorgt werden. Außerdem sollen Solar- und Windenergie gefördert und Rad- und Fußwege ausgebaut werden.

Die Grünen betonten dabei, dass der Klimaschutz für alle gerecht umgesetzt werden solle. Hallitzky hatte vorab erklärt: „Reiche werden sich immer vor den Folgen der Klimaüberhitzung schützen können, Arme können das nicht.“ Die Grünen wollen deshalb unter anderem ein Energiegeld einführen.

Hallitzky stimmte die Delegierten am Samstag aber auch auf einen harten Wahlkampf ein. Er sagte, dass andere Parteien genau beobachteten, „wie die Trumps, die Orbáns, die Johnsons ihre Macht absichern“, und warnte: „Sie werden im Wahlkampf vor nichts zurückschrecken.“

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: