Besuch in Berlin:Baerbock verspricht mehr Hilfe für Kinder in Pakistan

Lesezeit: 2 min

Außenministerin Annalena Baerbock und ihr pakistanischer Amtskollege Bilawal Bhutto Zardari in Berlin. (Foto: Bernd von Jutrczenka/DPA)

Die deutsche Außenministerin berät mit ihrem Amtskollegen Zardari aus Islamabad auch über die Zukunft Afghanistans. Kann er helfen, die Taliban zu zähmen?

Von Paul-Anton Krüger, Berlin

Ihren Besuch in Islamabad dürfte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock nicht in allerbester Erinnerung haben: Die Grünen-Politikerin musste die Reise Anfang Juni wegen einer Corona-Infektion nach einem ersten Termin im Außenministerium abbrechen. Am Freitag hatte sie nun ihren pakistanischen Kollegen Bilawal Bhutto Zardari zu Gast in Berlin. Er wollte eigentlich schon im August kommen, doch dann brach der Monsun und die schwerste Überschwemmungskatastrophe seit Jahrzehnten über Pakistan herein. Ein Drittel seines Landes stehe unter Wasser, sagte Zardari, alleine 16 Millionen Kinder und Jugendliche seien betroffen.

Die Schäden würden jetzt erst sichtbar, sagte Baerbock; die Weltgesundheitsorganisation warnt vor Seuchen. Die Katastrophe zeige, "welche dramatischen Konsequenzen die Klimakrise hat". Pakistan zahle einen hohen Preis für den Ausstoß von CO2, zu dem es, wie Zardari betonte, selber nur sehr wenig beiträgt, während es zu den zehn Ländern gehöre, die am stärksten unter der Klimaerwärmung zu leiden haben.

Baerbock sagte zu, sich bei der UN-Klimakonferenz im November in Ägypten für eine faire Verteilung der Kosten der Klimaerwärmung einzusetzen und auch für Entschädigungen für die am meisten betroffenen Staaten. Baerbock kündigte zudem an, die Bundesregierung werde die bislang bereitgestellten 50 Millionen Euro für humanitäre Nothilfe noch einmal aufstocken um weitere zehn Millionen Euro zur Notfallversorgung vor allem für Kinder und Jugendliche.

Taliban fürchten "brain drain"

Wie schon in Islamabad war auch in Berlin die Situation in Afghanistan Thema, vor allem die Ausreise von noch im Land verbliebenen Ortskräften deutscher Regierungsstellen und besonders schutzbedürftiger Afghaninnen und Afghanen. Die Bundesregierung habe inzwischen mehr als 24 000 Visa ausgestellt, davon alleine 18 000 in der Botschaft in Islamabad, sagte Baerbock. Mit 83 Charterflügen habe die Bundesregierung die Menschen nach Deutschland gebracht. Während mit der Hilfe Pakistans noch im Frühjahr 7500 Menschen hätten ausreisen können, seien es seither nur etwa 1400 gewesen. Das liege vor allem daran, dass die herrschenden Taliban die Menschen an der Ausreise hinderten.

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Zardari, dessen Land über erheblichen Einfluss auf die Islamisten im Nachbarland verfügt, zeigte sich zuversichtlich, an die "anfänglich positive Kooperation mit der Interimsregierung" anknüpfen zu können. Man müsse den Austausch mit der Regierung suchen und ihr die Sorge nehmen, dass Afghanistan Opfer eines "brain drain" werde, bei dem die am besten ausgebildeten Menschen das Land verlassen. Man versuche, den Taliban klarzumachen, dass es um spezielle Personengruppen gehe, die für ausländische Regierungen gearbeitet hätten. Er plädierte zudem dafür, dass die internationale Gemeinschaft den wirtschaftlichen Kollaps Afghanistans verhindern müsse, auch um weitere massive Migrationsbewegungen abzuwenden.

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