Obama trifft Geheimdienst:"Auf desaströse Weise versagt"

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Nach dem Treffen mit seinen Sicherheitschefs schimpft Obama auf die Behörden. Die Häftlinge aus dem Jemen sollen in Guantanamo bleiben.

Nach seinem Treffen mit fast zwei Dutzend hoher Sicherheitsbeamter hat US-Präsident Barack Obama "schnelles Handeln" gefordert, um die Lücken im amerikanischen Sicherheitssystem zu schließen. Das Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba will er nach wie vor schließen - Häftlinge aus dem Jemen sollen allerdings weiterhin dort bleiben.

US-Präsident Barack Obama im Kreise seiner Sicherheitsexperten (Foto: Foto: AP)

Im Hinblick auf die Pannen im Vorfeld des versuchten Anschlags von Detroit sagte er am Dienstag: "Wenn ein mutmaßlicher Terrorist an Weihnachten mit Sprengstoff ein Flugzeug besteigen kann, dann hat das System auf höchst desaströse Weise versagt" Der US-Präsident war sichtlich verärgert aus dem Treffen mit seinen Geheimdienstchefs und ranghohen Sicherheitsberatern im Weißen Haus gekommen.

Obama hält auch nach dem vereitelten Anschlag auf eine US-Passagiermaschine an seinem Plan zur Schließung des Gefangenenlagers Guantanamo auf Kuba fest. Er sagte nach einem Treffen, die Einrichtung des Gefangenenlagers sei eine "ausdrückliche Begründung" für die Bildung des Zweiges des Terrornetzwerks al-QKaida auf der Arabischen Halbinsel gewesen.

Zunächst wollen die USA jedoch keine Gefangenen aus dem Lager Guantanamo mehr in den Jemen zurückführen. Die anhaltenden Sicherheitsprobleme in dem arabischen Land erlaubten es derzeit nicht, Gefangene dorthin zurückzubringen, sagte Obama. Wie lange die Rückführung jemenitischer Gefangener in ihre Heimat ausgesetzt werden soll, teilte er nicht mit. Nahezu die Hälfte der 198 verbliebenen Insassen von Guantanamo stammen aus dem Jemen.

Kurz vor Weihnachten waren noch sechs jemenitische Gefangene von dem US-Stützpunkt auf Kuba in ihr Heimatland entlassen worden. Seit dem geplanten Anschlag auf ein US-Flugzeug am Weihnachtstag sind die Sicherheitsbestimmungen jedoch auf allen Ebenen entschieden verschärft worden. Der mutmaßliche nigerianische Attentäter soll im Jemen ausgebildet worden sein.

Bei dem Krisentreffen mit den Geheimdienstchefs im Weißen Haus wurde unter anderem darüber gesprochen, warum gegen den verhinderten Attentäter Umar Farouk Abdulmutallab trotz Warnungen kein Flugverbot verhängt wurde und wie er den Sprengstoff an Bord der US-Maschine schmuggeln konnte.

An dem Treffen im Weißen Haus nahmen unter anderem CIA-Direktor Leon Panetta, der Chef der Nationalen Nachrichtendienste, Dennis Blair, FBI-Direktor Robert Mueller sowie Obamas Sicherheitsberater James Jones und sein Terrorismus-Berater John Brennan teil. Auch Verteidigungsminister Robert Gates, Heimatschutz-Ministerin Janet Napolitano und Außenministerin Hillary Clinton waren geladen.

Nigeria, Heimat Abdulmutallabs, hat sich gegen die verschärften Sicherheitskontrollen für seine Landsleute bei Flügen in die USA gewehrt. Die genaueren Überprüfungen seien "ein nicht akzeptables Neujahrsgeschenk", sagte der Außenminister des am stärksten bevölkerten afrikanischen Landes, Ojo Maduekwe, am Dienstag dem dortigen US-Botschafter.

Unterdessen sind wegen eines Bombenalarms am Dienstag Teile des Internationalen Flughafens der Zwillingsstadt Minneapolis-St. Paul im US-Bundesstaat Minnesota geräumt worden. Wie lokale Medien berichteten, habe ein Sprengstoffhund auf ein abgestelltes Gepäckstück im Ankunftsbereich reagiert. Der Flugverkehr laufe derweil weiter. Passagiere müssten aber mit Verspätungen rechnen, sagte eine Flughafensprecherin.

© dpa/APD/Reuters/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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