Obama-Rede auf dem Parteitag der Demokraten:Stunde des Präsidenten

Man nehme viel Pathos, spare nicht an Attacken auf Romney und würze mit einer Prise Hoffnung: Das Rezept für Barack Obamas wichtigste Rede im Wahlkampf ist einfach, die Wirkung begrenzt. Zwar erreicht der Präsident einen neuen Twitter-Weltrekord. Aber die Stimmung auf dem Parteitag der Demokraten kann nicht mit 2008 mithalten. Die Höhepunkte des Obama-Auftritts.

Man nehme viel Pathos, spare nicht an Attacken auf Romney und würze mit einer Prise Hoffnung: Das Rezept für Barack Obamas wichtigste Rede im Wahlkampf ist einfach, die Wirkung begrenzt. Zwar erreicht der Präsident einen neuen Twitter-Weltrekord. Aber die Stimmung auf dem Parteitag der Demokraten kann nicht mit 2008 mithalten. 2008 hatte er mit Hope und Change die Massen begeistert. Vier Jahre und einige gebrochene Wahlversprechen später tut sich Barack Obama schwerer mit einer Botschaft an seine Unterstützer, die ihm am 6. November den Sieg über den Republikaner Mitt Romney sichern sollen. "Ich bin nicht länger nur ein Kandidat, ich bin der Präsident", ist vielleicht die Zeile, die auf dem Parteitag der Demokraten in Charlotte am längsten nachhallt.

Der Auftritt des Präsidenten war kurzfristig vom Football-Stadion in die Times-Warner-Cable-Halle in Charlotte verlegt worden. Wegen des Wetters, sagten die Demokraten. Aus Angst vor leeren Rängen, unkten Obamas Kritiker. Seinen politischen Gegnern hält der Präsident in seiner Rede entgegnen: "Ich bin mir meiner eigenen Fehler bewusst. Aber ich habe nie größere Hoffnungen für Amerika gehabt. Nicht, weil ich glaube, dass ich alle Antworten habe. Ich bin hoffnungsvoll wegen Euch."

Während der Name "Romney" kaum Erwähnung findet, greift Obama die Republikaner frontal an: "Unsere Freunde auf dem republikanischen Parteitag waren mehr als glücklich, über alles zu sprechen, das nach ihrer Ansicht falsch läuft mit Amerika. Aber sie haben nicht viel darüber zu sagen gehabt, wie sie es richtig machen würden. Sie wollen Eure Stimme haben, aber sie wollen nicht, dass Ihr ihren Plan kennt. Und das liegt daran, dass alles, was sie zu bieten haben, das gleiche Rezept ist, das sie in den vergangenen 30 Jahren gehabt haben."

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(Foto: REUTERS)

Die Republikaner haben angekündigt, nach der Obama-Rede eine millionenschwere Werbekampagne zu lancieren. Romney hat deutlich mehr Spenden gesammelt als der Amtsinhaber, der in seiner Rede indirekt darauf eingeht: "Ich weiß, das Wahlkampagnen kleinlich oder sogar alber erscheinen können. Triviale Dinge werden zu einer großen Ablenkung. Wichtige Probleme werden zu markanten Sprüchen. Die Wahrheit wird unter einer Lawine aus Geld und Werbung beerdigt."

Anders als die Republikaner werde er den Klimawandel bekämpfen, "denn er ist kein Scherz. Mehr Dürren, Überschwemmungen und Waldbrände sind kein Scherz. Sie bedrohen die Zukunft unserer Kinder. Mit dieser Wahl könnt ihr etwas dagegen tun." Während Vizepräsident Joe Biden mit Gattin Jill auf die Bühne kam, um das Ehepaar Obama zu beglückwünschen, meldete der Kurznachrichtendienst Twitter einen neuen Weltrekord: Mehr als ...

... 50.000 Tweets pro Minute seien Barack Obama gewidmet worden, mehr als neun Millionen Tweets zum Thema #DNC2012, dem Parteitag der Demokraten, verfasst worden. In dieser Szene feiert Obama mit seiner Tochter Malia seine offizielle Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten.

Statt der obligatorischen Luftballons gibt es "nur" Konfettiregen in Charlotte - und auch die Begeisterung sei diesmal weniger nachhaltig gewesen, schreiben Beobachter. Für einen einfachen Kandidaten wäre dies eine Enttäuschung - vielleicht betonte Obama auch deshalb: "Ich bin der Präsident."

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