Nordkorea behauptet, bereits zwei Mal Atomwaffen getestet zu haben. Überprüfen lässt es sich nicht: Das Land blockt seit Jahren jegliche diplomatische Bemühung ab, die Nuklearanlagen von internationalen Beobachtern untersuchen zu lassen Trotzdem stuft die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA) das isolierte Land seit zwei Jahren als Atomwaffenstaat ein.
Seit Mitte 2011 war wieder Bewegung in die Sechs-Parteien-Gespräche mit China, Russland, den USA, Japan und Südkorea gekommen, es gab direkte Verhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten und Nordkorea. Dass die kommunistische Führung unter Kim Jong Un nun zu Kurskorrekturen bereit wäre, gilt als höchst ungewiss. Das Atomprogramm ist für Nordkorea ein wichtiges Druckmittel, mit dem es Lebensmittel, Geld und internationale Beachtung erpresst. Es ist denkbar, dass das international weitgehend isolierte Land diese Politik beibehält.
Einem US-Experten zufolge kann das Land wohl früher als bisher erwartet eine Atomrakete einsatzfähig machen. Es werde wahrscheinlich nur noch ein bis zwei Jahre dauern, bis der kommunistische Staat einen nuklearen Raketensprengkopf einsatzbereit habe, schreibt der ehemalige Top-Experte eines überparteilichen Forschungsdienstes des US-Kongresses, Larry Niksch, in einem jüngst veröffentlichten Papier. Bislang galt eine Zeitspanne von fünf Jahren als realistisch.
Wie reagieren Nordkoreas Nachbarn?
Nach dem plötzlichen Tod von Kim Jong Il ging es Nordkoreas Nachbarn zunächst einmal um eines: Stabilität. In der vergangenen zwei Woche versuchten sie, das zerbrechliche Patt, das die koreanische Halbinsel seit Jahren dominiert, aufrecht zu erhalten. Südkorea verzichtet etwa dieses Jahr darauf, einen 30 Meter hohen künstlichen Weihnachtsbaum auf einem Hügel nahe der Grenze zu beleuchten - eine Aktion, die Nordkorea als "psychologische Kriegsführung" kritisiert hatte. Langfristig strebt die südkoreanische Regierung eine Wiedervereinigung an. So drückte sie auch nicht dem Regime, sondern ausschließlich dem trauernden Volk ihr Beileid aus und erlaubte nur zwei privaten Kondolenzdelegationen die Reise zur Beerdigung in Pjöngjang.
China, Nordkoreas wichtigster Verbündeter, sicherte Nordkorea nach dem Tod Kim Jong Ils seine Zusammenarbeit zu, um "Frieden und Stabilität" zu garantieren. Gleichzeitig gewährt das Land Kim Jong Nam, dem ältesten Sohn von Kim Jong Il, seinen "Schutz". Dieser hatte in der Vergangenheit die dynastisch geprägte Nachfolge an der Staatsspitze kritisiert und sich offenbar mit seinem Vater überworfen, nachdem er 2001 erfolglos versucht hatte, mit gefälschten Papieren nach Japan zu reisen. Der 40-Jährige lebt überwiegend in der von China kontrollierten Halbinsel Macau. In der vergangenen Woche trafen sich außerdem die Vize-Außenminister von China und Südkorea, um eine engere Kommunikation zwischen beiden Ländern zu vereinbaren.
Auch Japan, das als ehemalige Kolonialmacht als Feind von Nordkorea gilt und in Reichweite deren Raketen liegt, bemüht sich nach dem Tod Kim Jong Ils um eine engere Zusammenarbeit mit China. Beiden Länder müssten nun intensiv Informationen austauschen, forderte Ministerpräsident Yoshihiko Noda Anfang der Woche bei einem Besuch in Peking.
Mit Material von dpa, AFP und Reuters.