Norbert Röttgen:Ein Mann sieht grün

Norbert Röttgen kämpft derzeit an zwei Fronten: Mit den Atomkonzernen ringt er um Laufzeiten, mit Armin Laschet um den Landesvorsitz in NRW. Ein Doppelsieg würde ihn zum Kronprinzen der Kanzlerin machen - eine Niederlage wäre kaum zu verkraften.

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Norbert Röttgen kämpft derzeit an zwei Fronten: Mit den Atomkonzernen ringt er um Laufzeiten, mit Armin Laschet kämpft er um den Landesvorsitz in NRW. Ein Doppelerfolg würde ihn zum Kronprinzen der Kanzlerin machen - doch keiner der Siege ist ihm sicher.

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Besonders waghalsig erscheint Röttgens Kandidatur für den Landesvorsitz in Nordrhein-Westfalen. Armin Laschet, Integrationsminister in Düsseldorf (Mitte) ist um einiges besser in der Landespartei vernetzt, die lokalen Granden, Generalsekretär Andreas Krautscheid (links) und Fraktionschef Karl-Josef Laumann (nicht im Bild), sind auf Laschets Seite.

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Röttgen dagegen behauptet, einen Neuanfang in NRW anzustreben und stellt sich als Lösung von außen - also von außerhalb des "System Rüttgers" - dar. Auch betont er, für "alle landespolitischen Funktionen" zur Verfügung zu sehen. Besonders glaubwürdig erscheint das den Bürgern Nordrhein-Westfalens nicht. Nur 28 Prozent von ihnen wünschen sich laut Forsa-Umfrage, dass Röttgen eine größere Rolle in der Landespolitik spielt.

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Bei Röttgens anderer Baustelle scheinen die Erfolgschancen höher, auch wenn die Gegner mächtig sind. Stromkonzerne sowie große Teile der Union sperren sich gegen das Energiekonzept des Umweltministers, der die Laufzeiten von Atomkraftwerken nur wenig verlängern will und ansonsten auf erneuerbare Energien setzt.

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Den Streit mit den Atomkonzernen hat Röttgen bewusst gesucht. Er selbst stieß die Diskussion mit einem polarisierenden Interview in der Süddeutschen Zeitung an und bewies damit Gestaltungswillen und Machtbewusstsein. Beobachter gehen davon aus, dass Kanzlerin Angela Merkel ihn in der Sache stützt. Röttgen gehört zur sogenannten "Merkel-Garde", eine Gruppe CDU-Politiker, die sich - anders als die Generation vor ihr -  nicht von Merkel um die Karriere gebracht fühlt, sondern unter den Fittichen der Kanzlerin Stufe für Stufe aufsteigt.

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Schon seine erste prominentere Position in der Hauptstadtpolitik hatte Röttgen Merkel zu verdanken. 2002 schlug sie den jungen Bundestagsabgeordneten (im Bild im Gespräch mit den CDU-Abgeordneten Andreas Schmidt und Friedrich Merz im Jahr 2000) als rechtspolitischen Sprecher der Fraktion vor.

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2005 musste Laurenz Meyer als CDU-Generalsekretär abdanken, weswegen eine Rochade das Amt des parlamentarischen Geschäftsführers frei machte. Der prestigeträchtige Posten ging an den damals noch nicht einmal 40 Jahre alten Norbert Röttgen. Damit war klar: Mit dem Rheinländer war noch zu rechnen.

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Als es jedoch nach der Bundestagswahl 2005 wider Erwarten nicht zu einer schwarz-gelben Koalition kam, waren weniger Ämter zu verteilen als gedacht. Röttgen wurde nicht, wie zwischenzeitlich spekuliert, Kanzleramtsminister, sondern musste sich mit dem Posten des Fraktionsgeschäftsführers zufriedengeben. Der Weg nach oben war vorerst versperrt - vielleicht beging Norbert Röttgen deswegen den schwersten Fehler seiner Karriere.

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Er kündigte an, Hauptgeschäftsführer beim Bund deutscher Industrie (BDI) werden zu wollen. Gleichzeitig sträubte er sich, sein Bundestagsmandat niederzulegen. Das rief heftige und parteiübergreifende Kritik hervor, weshalb Röttgen nach einigen Wochen seinen Verzicht auf den BDI-Posten verkündete.

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Zurück ins Glied, hieß es für den ehrgeizigen CDU-Politiker, der in den nächsten Jahren nicht mehr durch Fehler auffiel. Stattdessen versuchte er, das ordnungs- und finanzpolitische Vakuum zu füllen, das Friedrich Merz in der Union hinterlassen hattte. 2008 sprach er im Bundestag zum Thema Finanzkrise und fand dabei die Worte, die die Kanzlerin vergeblich gesucht hatte.

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Insofern überraschte es zunächst, dass Röttgen in Merkels Kabinett 2009 ausgerechnet Umweltminister wurde - inzwischen erscheint es stimmig. Der konservative Intellektuelle Röttgen saß schon als junger Abgeordneter mit Kollegen von den Grünen bei Pizza zusammen und sprach über Gemeinsamkeiten. Nun sorgt er für frischen Wind in der Energiedebatte innerhalb der Union.

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Röttgen gilt als brillianter Denker, als scharfer Redner und als moderner Konservativer - nicht nur er selbst hält sich für fähig, irgendwann mal Kanzler zu werden. Als Manko gilt jedoch sein professoraler Gestus und mangelnde Volksnähe. Setzt sich der Umweltminister im Atomstreit durch und wird er auch noch Landesvorsitzender in NRW, kommt in der Union keiner mehr an ihm vorbei. Zwei Niederlagen könnte seine Karriere jedoch kaum verkraften. Röttgen könnte zum Verlierer des Herbsts werden.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Norbert Röttgen ist mit der Rechtsanwältin Edda Herfs-Röttgen verheiratet und hat drei Kinder. Die Familie lebt in Königswinter bei Bonn.

© sueddeutsche.de/Barbara Vorsamer - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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