Nato:Luftwaffenübung "Air Defender" hat begonnen

Lesezeit: 2 min

Zwei Airbus A400M der Luftwaffe überfliegen zu Beginn des internationalen Luftwaffen-Manövers 'Air Defender 2023' den Fliegerhorst Wunstorf in der Region Hannover. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Das Manöver war seit langem geplant und soll den Nato-Beistandsfall simulieren. Bisher sind die Auswirkungen auf den Flugverkehr geringer als befürchtet. Die Luftwaffe sieht erste Ziele der Übung bereits erreicht. Kritik kommt von der Opposition.

An diesem Montag hat das internationale Luftwaffenmanöver "Air Defender 2023" mit 25 Nationen, knapp 240 Flugzeugen und etwa 10 000 beteiligten Soldatinnen und Soldaten begonnen. Die Luftstreitkräfte trainieren den Nato-Beistandsfall, in dem die Verbündeten einem angegriffenen Mitgliedsstaat zu Hilfe eilen.

Im Vorfeld der Übung wurden die Auswirkungen der Sperrungen auf die zivile Luftfahrt diskutiert. Bisher halten sich die befürchteten Verspätungen aber in Grenzen. Sowohl am BER in Berlin als auch am Flughafen Frankfurt kommt es bis jetzt zu keinen nennenswerten Einschränkungen. Lediglich am Flughafen Hamburg gab es "zahlreichen Verspätungen vereinzelter Flüge", sagte eine Airport-Sprecherin.

Ob sich die Übung in den kommenden Tagen stärker auswirkt, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen. Weil die "Air Defender" Übung in ihrer Größe beispiellos ist, fehle es laut Experten an Erfahrungen, wie sich Übungen solcher Größe auf die zivile Luftfahrt auswirken können. Nach Einschätzung der drei bayerischen Flughäfen aus der vergangenen Woche sind Flugstreichungen nicht absehbar, Verspätungen allerdings möglich.

SZ Plus"Air Defender 2023"
:Die Bewährungsprobe für den Luftwaffenchef

Ingo Gerhartz verantwortet die bislang größte Verlegeübung von Luftstreitkräften in Europa seit Bestehen der Nato.

Von Georg Ismar

Für die Übung wurden drei Übungslufträume im Norden, Osten und Süden Deutschlands für die zivile Luftfahrt gesperrt, die Militärmaschinen fliegen jeden Tag von 13 bis 17 Uhr in einer Höhe ab 3000 Meter. Hauptstützpunkt in Bayern ist der Fliegerhorst Lechfeld südlich von Augsburg. Dort sind vorübergehend sowohl eine Einheit der US-Streitkräfte als auch griechische Kampfflugzeuge stationiert. Die Federführung bei der Übung hat die deutsche Luftwaffe, doch das größte Kontingent stellen mit 104 Flugzeugen die USA.

Wehrbeauftragte sieht "deutliches Signal"

Generalleutnant Martin Schelleis (l-r), Inspekteur Streitkräftebasis, Generalleutnant Ingo Gerhartz, Inspekteur der Luftwaffe, Eva Högl (SPD), Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, und Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident Niedersachsen, zu Beginn des internationalen Luftwaffen-Manövers 'Air Defender 2023' am Fliegerhorst Wunstorf. (Foto: Ronny Hartmann/AFP)

Eva Högl, die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, sieht "Air Defender" als ein Zeichen der Stärke gegenüber Russland. Die Übung solle nicht zur Eskalation beitragen, betonte die SPD-Politikerin am Montag auf dem Militärflugplatz in Wunstorf bei Hannover. Allerdings zeige Russlands Angriff auf die Ukraine, wie wichtig das Manöver sei. Für Ingo Gerhartz, Generalleutnant und Inspekteur der Luftwaffe, zeigt die Übung, "dass wir in der Lage sind, dieses Land und dieses Bündnis zu verteidigen".

Kritik an dem Manöver kommt dagegen von der Linkspartei: "Air Defender 2023" sei ein unverantwortliches Spiel mit dem Feuer, sagte der Landesgeschäftsführer der Linken, Stefan Wollenberg: "Wir fordern von der Bundesregierung endlich ernsthafte diplomatische Initiativen zur Beendigung des Ukraine-Krieges statt militärischer Drohgebärden und immer weiterer Aufrüstung."

Luftwaffe: Erste Ziele der Übung bereits erreicht

Die Luftwaffe zieht nach Start der Übung eine erste positive Bilanz. Es habe gezeigt werden sollen, dass binnen weniger Tage Verstärkung von verbündeten Luftstreitkräften nach Deutschland verlegt werden könne, sagte der Abteilungsleiter Einsatz der Luftwaffe, Frank Gräfe, am Montag in Mainz. Das sei gelungen. Erste Maschinen aus den USA seien binnen weniger Stunden in Deutschland gewesen. "Die komplette Verlegung von über 100 Flugzeugen aus den USA hat nur wenige Tage gedauert", sagte der Brigadegeneral. Zum anderen habe Deutschland seine Fähigkeit als logistische Drehscheibe nachweisen wollen. Auch das funktioniere.

"Air Defender 2023" ist die größte Luftwaffenübung seit Bestehen der Nato. Das Manöver dauert noch bis zum 23. Juni.

© SZ/dpa/tpa/vgz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusOperation Air Defender
:So läuft die größte Luftübung der Nato-Geschichte ab

Die Nato simuliert den Überfall durch ein östliches Militärbündnis - mit fast 60 Maschinen aus Deutschland. Die Kampfjets am deutschen Himmel dürften auf den zivilen Luftverkehr spürbare Auswirkungen haben.

Von Georg Ismar

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: