Nahostkonflikt:Israel bricht Verhandlungen über Waffenruhe ab

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Unter Beschuss wolle man nicht verhandeln. Weil erneut Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert werden, bricht Israel Gespräche über eine neuerliche Waffenruhe ab - und schlägt zurück.

  • Drei Tage hat die letzte Feuerpause gehalten. Nun werden aus Gaza wieder Raketen abgeschossen, weswegen Israel die Verhandlungen mit Palästinenservertretern über eine dauerhafte Waffenruhe im Gazastreifen abgebrochen hat.
  • Israels Premier Netanjahu ordnet eine "kraftvolle" Reaktion auf den Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen an: Die israelische Armee greift erneut Ziele im Gazastreifen an.
  • Im Süden Israels schlagen mehrere Raketen ein, eine sei über der Stadt Aschkelon abgefangen worden.
  • Die Hamas lehnt eine verlängerte Waffenruhe ab.

Hoffnung auf dauerhafte Waffenruhe schwindet

Israel hat die Verhandlungen mit Palästinenservertretern über eine dauerhafte Waffenruhe im Gazastreifen abgebrochen. Man werde "nicht unter Beschuss verhandeln", sagte ein Regierungsvertreter. Israel hatte zuvor eine Ausweitung der Feuerpause befürwortet.

Gazastreifen nach der Waffenruhe
:Alltag in Trümmern

Was steht noch, was ist zerstört? Die Menschen, die im Gazastreifen leben, nutzen die Waffenruhe, um nach ihren Häusern zu sehen. Sie kämpfen sich durch die Verwüstung, die der Krieg hinterlassen hat - und beginnen vorsichtig mit dem Wiederaufbau.

Die radikalislamische Hamas hatte dagegen bereits am Morgen verkündet, dass sie die dreitägige Feuerpause im Gazastreifen nicht verlängern werde. Das teilten zwei ranghohe Vertreter der Organisation in der ägyptischen Hauptstadt Kairo mit, wo indirekte Verhandlungen mit Israel über eine dauerhafte Waffenruhe liefen. Ein führendes Mitglied der Gruppe Islamischer Dschihad, die ebenfalls an den Gesprächen unter ägyptischer Vermittlung teilnahm, bestätigte die Entscheidung.

Die Palästinenser knüpften ihre Zustimmung zu einer dauerhaften Waffenruhe an Bedingungen. Sie fordern eine Aufhebung der jahrelangen Blockade des Gazastreifens. Dabei nennen die Palästinenser den Bau eines See- und Flughafens in Gaza, eine Aufhebung von Einschränkungen bei der Geldüberweisung und eine Ausweitung der Fangzone für Fischer. Sie verlangen auch die Freilassung von Häftlingen.

Israel fordert als Bedingung für einen Wiederaufbau des zerstörten Gazastreifens eine Entmilitarisierung des schmalen Küstengebiets und eine Entwaffnung der militanten Organisationen. Dies lehnt die Hamas kategorisch ab.

Israels Militär greift erneut Gaza an

Die israelische Armee hat nach Raketenbeschuss durch militante Palästinenser den Gazastreifen angegriffen. Man habe "Terror-Ziele" unter Beschuss genommen, teilte das israelische Militär wenige Stunden nach Ablauf einer dreitägigen Feuerpause mit. Nach palästinensischen Angaben starb ein zehnjähriges Kind, sieben Personen wurden verletzt.

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Israelische Medien zitierten einen Regierungsbeamten mit den Worten, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Mosche Jaalon hätten die israelischen Streitkräfte angewiesen, "kraftvoll" auf die Angriffe aus Gaza zu antworten.

Wenige Minuten nach Ablauf einer 72-stündigen Feuerpause an diesem Freitagmorgen waren im Süden Israels mehrere Raketen eingeschlagen. Das israelische Militär erklärte, 18 Flugkörper seien auf den Süden des Landes gefeuert worden. Zwei davon seien vom israelischen Abwehrsystem abgefangen worden. In Aschkelon unweit der Grenze zum Gazastreifen ertönten die Luftalarm-Sirenen.

Die Feuerpause hatte am Dienstag begonnen und endete an diesem Freitag um sieben Uhr. Die Armee beschuldigt die Hamas, die Waffenruhe noch vor Ablauf dieser Frist gebrochen zu haben. Die Hamas bestritt dies.

Die bisherigen Opfer des Konflikts

Seit dem Beginn der israelischen Offensive vor etwa einem Monat waren im Gazastreifen nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums 1886 Menschen getötet und mehr als 9800 verletzt worden. Auf der israelischen Seite kamen bei Kämpfen und Raketenbeschuss 64 Soldaten und drei Zivilisten ums Leben, mehr als 500 Menschen wurden verletzt.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/Reuters/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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