Syrien:Trump: "Nichts ist ausgeschlossen"

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Das Assad-Regime werde für seine Angriffe "einen hohen Preis zahlen", kündigte Trump an. (Foto: AFP)

Der US-Präsident will auf den mutmaßlichen Giftgasangriff in Duma schnell reagieren und droht mit einem Militäreinsatz.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

US-Präsident Donald Trump hat am Montagabend den mutmaßlichen Chemiewaffen-Angriff in Syrien auf die Stadt Duma mit Dutzenden Toten scharf als "barbarischen Akt" verurteilt. Zugleich kündigte er an, binnen 24 bis 48 Stunden über eine militärische Reaktion der USA gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad zu entscheiden. "Nicht ist ausgeschlossen", sagte Trump. Er werde sich mit seinem Sicherheitskabinett beraten und dann entscheiden, sagte Trump. Man werde herausfinden, "ob es Russland, Syrien, Iran oder alle zusammen waren".

Er hatte am Sonntag mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron telefoniert, der Assad bereits im Februar mit einem Militärschlag gedroht hatte, sollte Syrien nachweislich erneut Chemiewaffen einsetzen. Paris teilte mit, die Präsidenten hätten sich über "Informationen und Analysen ausgetauscht, die den Einsatz von Chemiewaffen bestätigen". Laut dem Weißen Haus vereinbarten sie, eine "gemeinsame starke Antwort". Trumps Äußerungen legen nahe, dass er zu einem Angriff neigt; die New York Times zitierte amerikanische Regierunsquellen, Macron mache Druck und sei bereit, auch alleine zu handeln.

Die Präsidenten wollten spätestens an diesem Dienstag erneut telefonieren. Zuvor sollte sich noch am Montagabend der UN-Sicherheitsrat mit dem Angriff befassen. Der britische Außenminister Boris Johnson forderte, Russland müsse eine internationale Untersuchung zulassen. Moskau hatte im November per Veto im Sicherheitsrat verhindert, dass das Mandat einer gemeinsamen Untersuchungskommission der Vereinten Nationen und der Organisation zum Verbot von Chemiewaffen verlängert wurde. Sie hatte das Regime für Attacken mit chemischen Substanzen verantwortlich gemacht, so für den Sarin-Angriff auf Chan Scheichun vor einem Jahr. Es gilt als möglich, dass sich auch Großbritannien an einem möglichen Vergeltungsschlag gegen Ziele in Syrien beteiligen könnte.

Russland und Syrien bestreiten, dass Regierungstruppen Chlor oder ein Nervengift eingesetzt haben. Russische Experten hätten an der Angriffsstelle keine Indizien dafür gefunden, sagte Außenminister Sergej Lawrow. Der russische UN-Botschafter warnte am späten Abend für den Fall eines Angriffs vor "schweren Konsequenzen". Bei einer Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats fordert Wassili Nebensja den Westen auf, "seine kriegerische Rhetorik zu unterlassen". Kanzlerin Angela Merkel telefonierte deswegen mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin.

Zusätzliche Spannungen hatte in der Nacht zum Montag ein Luftangriff auf den syrischen Militärflughafen T-4 bei Homs ausgelöst. Syrische Staatsmedien beschuldigten zunächst die USA. Am Vormittag machte das russische Verteidigungsministerium Israel verantwortlich. Zwei F-15- Kampfjets hätten vom libanesischen Luftraum aus acht Raketen auf den syrischen Militärstützpunkt abgefeuert. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow zeigte sich "besorgt" über den Angriff, den Israel aber wie üblich nicht kommentierte.

© SZ vom 10.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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