Nahost-Politik der USA:Obama steht vor einem Haufen Fragezeichen

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Gewalt in Gaza, Konflikt in Syrien, Sanktionen gegen Iran: US-Präsident Obama hat im Nahen Osten mit mehreren Brandstellen zu kämpfen. Könnte er ehrlich sein, müsste er zugeben, dass die Weltmacht nicht so recht weiß, was sie machen soll. Und was sie überhaupt machen kann.

Reymer Klüver

Freund oder Feind? US-Präsident Obama muss seine Politik in der Krisenregion Naher Osten neu kalibrieren. (Foto: AFP)

Die Explosion der Gewalt in Gaza trifft die USA zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Nichts kann Präsident Barack Obama jetzt weniger gebrauchen als noch eine Brandstelle im Nahen Osten - wo er doch nach einem halben Jahr außenpolitischer Auszeit wegen Wahlkampfs nun darangehen muss, seine Politik in der Krisenregion neu zu kalibrieren. Die blutige Eskalation macht die ohnehin schon verzwickte Situation nur noch komplizierter. Die USA stehen vor einem Haufen Fragezeichen.

Wenn er ehrlich sein könnte, müsste Obama zugeben, dass die Weltmacht nicht so recht weiß, was sie im Nahen Osten machen soll - was sie überhaupt machen kann. Schon vor Wochen konstatierte er resignativ, dass er nicht sagen kann, ob die neuen Herren in Ägypten Freund oder Feind sind. Gaza wird nun ein Testfall. Können die Islamisten in Kairo als Vermittler hilfreich sein und die Extremisten in der Region mäßigen? Oder schlagen sie sich ins Lager der Todfeinde Israels?

Was Israel angeht, ist die US-Regierung offiziell unzweideutig. Natürlich hat Israel jedes Recht, sich gegen den ständigen Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen zu wehren. Die Schuld für die Eskalation liege bei der Hamas, konstatierte ein Außenamtssprecher. Und doch werden die Amerikaner die Israelis daran erinnern müssen, dass ihr brutaler Krieg gegen Hamas vor vier Jahren die Terrororganisation nicht wesentlich geschwächt, Israels Ansehen in der Welt aber weiter ramponiert hat.

Gleichzeitig aber dürfte Obama der Angriff auf Gaza einmal mehr vor Augen geführt haben, wie wenig Einfluss er noch auf die Regierung Netanjahu hat. Mit diesem Premier wird es einen neuen Einstieg in den Friedensprozess nicht geben. Was also tun?

Ratlosigkeit auch im Syrienkonflikt. Wer gehofft hatte, dass die USA sich nach der Wahl zu einer eindeutigeren Haltung durchringen würden, wurde enttäuscht. Politische Rückendeckung für die Opposition schon, aber nicht einmal deren Anerkennung als rechtmäßige Vertretung Syriens, geschweige denn Waffenlieferungen an die Rebellen oder gar die Errichtung von Flugverbotszonen über Syrien. Das machte Obama Mitte der Woche unmissverständlich deutlich. Offenkundig fürchten die USA ungemein, dass islamistische Extremisten sich in dem Land einnisten könnten. Also werden die USA wie bisher abwarten. Und das Morden geht weiter.

Und Iran? Da bleibt die Hoffnung, dass die Sanktionen wirken und das Regime in Teheran wirklich gesprächsbereit machen. Darauf wird sich Washington jetzt konzentrieren - wenn die Bomben auf Gaza das erlauben.

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