Naher Osten:Nachbarstaaten kappen alle Beziehungen zu Katar

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Blick auf Doha, die Hauptstadt Katars. (Foto: dpa)
  • Katar ist überraschend von seinen Nachbarstaaten isoliert worden.
  • Bahrain, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten schlossen ihre Grenzen und forderten alle Bürger Katars auf ihrem Gebiet zur Ausreise auf.
  • Die Länder werfen dem Land Unterstützung von Terrorismus vor.

Bahrain, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und auch Ägypten haben das Emirat anscheinend gemeinsam isoliert. Alle Bürger Katars sollen die Staaten sofort verlassen. Die Länder werfen ihrem Nachbarn "Unterstützung des Terrorismus" vor.

In einer offenkundig konzertierten Aktion brachen die Staaten alle diplomatischen Beziehungen zu Katar ab. Wie der Sender Al-Arabiya berichtete, erklärten die unmittelbaren Nachbarn des Emirats zudem alle Grenzen für geschlossen. Sie forderten Menschen mit der katarischen Staatsbürgerschaft auf, innerhalb von 14 Tagen auszureisen.

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Das ägyptische Außenministerium schloss alle Häfen und Flughäfen für Schiffe und Maschinen aus Katar. Grund für diese Maßnahmen sei Katars "anhaltende Unterstützung des Terrorismus im Jemen und in Syrien."

Tillerson: "Viele Reizthemen, die in der Region kochen"

In einer Erklärung der staatlichen saudiarabischen Nachrichtenagentur SPA hieß es, Katar verbreite die Botschaften zahlreicher Terrorgruppen über seine Medien. Dazu zählten neben der Muslimbruderschaft auch Al-Qaida und die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS), die Katar im Jemen unterstütze. Die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition, die seit März 2015 Luftangriffe auf mutmaßliche Stellungen von Kämpfern im Jemen fliegt, schloss Katar aus dem Bündnis aus.

US-Außenminister Rex Tillerson sagte, es sei wichtig, dass die Golfstaaten weiter vereint zueinander stünden und ihre Differenzen ansprächen. Es gebe eine Menge an Reizthemen, die in der Region schon seit einiger Zeit vor sich hin kochten. "Offensichtlich ist jetzt ein Punkt erreicht, an dem Staaten entschieden haben etwas unternehmen zu müssen, um diese Differenzen aus der Welt zu schaffen." Katar ist Teil der US-geführten Koalition im Kampf gegen die IS-Miliz. Die Isolierung des Landes werde den Kampf gegen den Terror jedoch nicht behinderten, sagte Tillerson.

Die jetzige Entwicklung ist ein weiterer Akt in einer Krise, die sich seit dem Antrittsbesuch des US-Präsidenten Donald Trump in Saudi-Arabien zugespitzt hat. Katar wird vorgeworfen, auch den Iran zu unterstützen. Trump stärkte Saudi Arabien, einen engen Verbündeten der USA, den Rücken im Kampf gegen das Land - das in der Sichtweise der beiden Länder ein wichtiger Geldgeber für weltweite Terrororganisationen ist. Die Allianz der überwiegend sunnitischen Golfstaaten rund um Saudi-Arabien ringt mit dem schiitischen Iran und dessen Unterstützern um die Vormachtstellung in der Region.

2022 soll die Fußballweltmeisterschaft in Katar stattfinden.

© SZ.de/dpa/AP/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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