Nach Uiguren-Protesten:Islamisten drohen China mit Vergeltung

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Das Terrornetzwerk al-Qaida hat zu Vergeltungsschlägen gegen Chinesen aufgerufen, die im Ausland leben. Peking weist Vorwürfe des türkischen Premiers zurück.

Das radikalislamische Terrornetzwerk al-Qaida hat Analysten zufolge China erstmals wegen des Vorgehens gegen die muslimischen Uiguren gedroht. Der in Algerien ansässige Al-Qaida-Ableger al-Qaida im Islamischen Maghreb (AQIM) habe zu Vergeltungsschlägen gegen Chinesen aufgerufen, die im Ausland lebten, heißt es in einem Bericht der internationalen Beratungsorganisation Stirling Assynt.

Chinesische Sicherheitskräfte patrouillieren in Urumqi. Dort wurden am Montag erneut zwei Uiguren erschossen. (Foto: Foto: dpa)

Es sei wahrscheinlich, dass andere Gruppierungen sich AQIM anschlössen. Hunderttausende Chinesen arbeiten Stirling Assynt zufolge im Nahen Osten und in Nordafrika, allein 50.000 von ihnen in Algerien.

"Diese Drohung sollte ernst genommen werden", warnten die Berater, die sich auf Informanten beriefen, die den AQIM-Aufruf gesehen hatten. Die Forderungen von Radikalislamisten nach Vergeltungsschlägen gegen China würden zunehmend lauter. Einige von ihnen hätten sich "aktiv" über mögliche chinesische Angriffsziele in der muslimischen Welt informiert.

Bei Auseinandersetzungen zwischen muslimischen Uiguren und Han-Chinesen in der Region Xinjiang waren vor mehr als einer Woche nach offiziellen chinesischen Angaben 184 Menschen getötet worden. Exil-Uiguren sprachen dagegen von bis zu 3000 Toten bei den Unruhen.

Am Montag erschossen in der Provinzhauptstadt Urumqi Sicherheitskräfte erneut zwei Uiguren, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Ein weiterer Uigure sei verletzt worden. Erste Ermittlungen hätten ergeben, dass die drei Uiguren einen vierten mit Schlagstöcken und Messern angegriffen hätten. Die Streifenpolizisten hätten zunächst Warnschüsse abgefeuert und dann auf die drei Angreifer geschossen.

China hat unterdessen den türkischen Ministerpräsidenten Tayyip Erdogan aufgefordert, seinen Vorwurf des Völkermordes zurückzunehmen. In einem Kommentar der amtlichen Zeitung China Daily hieß es: "Verdrehen Sie die Tatsachen nicht." Die Mehrheit der Opfer der Unruhen seien Han-Chinesen, dies spreche für sich. Erdogan sollte daher "seine Bemerkungen zurücknehmen, die eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas darstellen".

Der türkische Ministerpräsident hatte am Freitag zu Reportern bei einer Fernsehübertragung gesagt, "die Zwischenfälle in China sind, einfach gesagt, Völkermord". Man könne dies nicht anders interpretieren. Erdogan forderte die chinesischen Behörden auf, weitere Opfer zu verhindern.

Der chinesische Außenminister Yang Jiechi hatte seinem türkischen Kollegen am Sonntag nach einem Bericht der Agentur Xinhua telefonisch gesagt, die Unruhen seien durch "drei Kräfte des Bösen" initiiert worden: "Extremismus, Separatismus und Terrorismus".

Die Türkei hat sich in jüngster Zeit bemüht, ihre Beziehungen zu China auszubauen. Präsident Abdullah Gül hatte das Land im vergangenen Monat als erster türkischer Präsident seit 15 Jahren besucht. Dabei wurden Handelvereinbarungen im Volumen von 1,5 Milliarden Dollar unterzeichnet. Damals besuchte Gül auch die Provinz Xinjiang. Türkische Nationalisten sehen Xinjiang als östliche Grenze des Turkvolkes an. Tausende Uiguren leben zudem in der Türkei.

© AFP/Reuters/af/mikö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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