Die Einigung auf einen Deal zur Abwendung eines europäisch-amerikanischen Handelskrieges stand nach Angaben von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker während seiner Gespräche mit US-Präsident Donald Trump auf der Kippe. "Woran ist der Deal fast gescheitert? Weil die Amerikaner massiven Druck gemacht haben, inklusive der Präsident, dass Landwirtschaftsfragen in den Gesamtdeal hineinpassen müssen und dass wir da Zugeständnisse machen müssen", sagte Juncker am Freitag der Süddeutschen Zeitung und der ARD in Brüssel. Das habe er "strikt abgelehnt, wissend wie die Lage in Europa ist". Juncker verwies auf Frankreich, aber auch Belgien und Irland.
"Im Gegenzug haben wir im Moment darauf verzichtet, den Zugang europäischer Firmen zu den öffentlichen Ausschreibungen in Amerika zu einem Kernpunkt der Verhandlungen zu machen, obwohl uns das sehr besorgt macht", sagte er. Dies habe den Kompromiss möglich gemacht. Darüber solle sich Frankreich "nicht beklagen", sagte er mit Blick auf Kritik aus Paris.
Die Verständigung im Handelsstreit kam überraschend
Juncker und Trump hatten am Mittwoch vereinbart, die Beseitigung aller Handelsbarrieren für möglichst viele Industriegüter anzustreben. Außerdem will die EU mehr Sojabohnen und Flüssiggas aus den USA importieren. Solange über ein Abkommen verhandelt wird, will Trump auf die Verhängung zusätzlicher Zölle auf Autos aus der EU verzichten. "Ich gehe davon aus, dass dieser Deal hält", betonte Juncker. "Es wäre ja unklug und auch vermessen zu sagen: Ich traue dem amerikanischen Präsidenten nicht", sagte er. Beide Seiten seien mit einem "Vertrauensvorschuss" in das Gespräch gegangen. Den Verlauf beschrieb der Kommissionspräsident als freundschaftlich. Trump sei sichtlich um eine Einigung bemüht gewesen.
Die Verständigung hatte für Überraschung gesorgt, da Trump die EU zuvor vielfach wegen angeblich unfairer Handelspraktiken attackiert und sogar als "Feind" bezeichnet hatte. Juncker stellte klar, dass die EU-Kommission keinen direkten Einfluss auf den Import von Flüssiggas oder Soja nehmen könne. "Wer denkt, dass die Kommission verfügen könnte, wer was von wo importiert, der überschätzt die Möglichkeiten der Kommission", sagte er.