Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller wird für den Bundestag kandidieren. Im SPD-internen Kampf um die Kandidatur setzte sich Müller gegen Sawsan Chebli durch, die ebenfalls im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf antreten wollte. Die rund 2500 SPD-Mitglieder in dem Bezirk stimmten online und per Brief jedoch mehrheitlich für den Bürgermeister. "Ich werde Michael Müller voll unterstützen", sagte Chebli. Bei den vergangenen beiden Bundestagswahlen ging das Direktmandat in dem Bezirk an die CDU.
Die Kampfkandidatur hatte bundesweit Schlagzeilen gemacht. Chebli, von Müller als Staatssekretärin ins Rote Rathaus geholt, engagiert sich vor allem für Bürgerrechte, Gleichberechtigung und den Kampf gegen Rechts. Müller bewarb sich mit Themen wie Mieten und Wohnen, als Bürgermeister hat er sich besonders für den Wissenschaftsstandort Berlin stark gemacht.
Die Unterscheide zwischen den beiden Sozialdemokraten könnten kaum größer sein
Auch jenseits ihrer zentralen Themen könnten die Unterschiede zwischen den beiden Sozialdemokraten nicht größer sein. Chebli, 42, ist Muslima, ihre Eltern sind aus den Palästinensergebieten nach Berlin geflohen. Ihren Migrationshintergrund stellt sie regelmäßig in den Mittelpunkt ihrer politischen Argumentation, die sie stark über Twitter verbreitet. Müller, 55, hingegen ist Sachpolitiker, Persönliches ist ihm in der Politik eher fremd.
Der Wettstreit um das Bundestagsmandat hat die Berliner SPD seit Monaten beschäftigt. Müller hatte im Januar bereits seinen Abschied vom Parteivorsitz im Laufe des Jahres verkündet, dann aber lange offen gelassen, wie er sich seinen Abschied als Regierender Bürgermeister vorstellt. Als er schließlich in seinem Heimatbezirk Tempelhof-Schöneberg für den Bundestag antreten wollte, hatte dort bereits der populäre Juso-Chef Kevin Kühnert seine Kandidatur bekanntgegeben.
Wer Müller im Rathaus beerben möchte, steht schon fest
Müller trat daraufhin in Charlottenburg-Wilmersdorf an, den Bezirk leitet sein Staatskanzleichef. Sawsan Chebli hatte ihr Interesse an einer Kandidatur schon lange vorher bekundet. Kurz nachdem sich Müller offenbart hatte, verkündete auch sie ihre Kandidatur in Charlottenburg-Wilmersdorf.
Hätte Müller den Wettstreit um die Bundestagskandidatur verloren, wäre es sein politisches Ende gewesen. Am kommenden Samstag sollen auf dem Parteitag der Berliner SPD seine Nachfolger an der Parteispitze gewählt werden. Dazu gehört auch Bundesfamilienministerin Franziska Giffey. Bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus im kommenden Herbst will sie Müller als Regierende Bürgermeisterin beerben.