Militär - Frankenberg/Sa.:Für US-Großübung: Militärkonvois rollen durch Sachsen

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Militär. Foto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa-tmn/Archivbild (Foto: dpa)

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Frankenberg (dpa/sn) - Sachsen wird in den kommenden Wochen zum Transitland für Militärkonvois. Im Rahmen der US-amerikanischen Großübung "Defender Europe 2020" werden ab Mitte März rund 3000 US-Soldaten und etwa 1500 Fahrzeuge durch den Freistaat verlegt. Dabei dient Sachsen mit der Wettiner-Kaserne in Frankenberg und dem Truppenübungsplatz Oberlausitz bei Weißwasser als Tank-, Rast- und Unterkunftsetappe, teilte die Bundeswehr am Mittwoch in Frankenberg mit.

Die Truppentransporte über die Autobahnen A72 und A4 sowie die Bundesstraßen B115 und B156 sollen überwiegend nachts stattfinden. Kampfpanzer und schwere Fahrzeuge würden per Bahn oder auf gemieteten Lkw transportiert. Die Transporte sind ab Mitte März sowie im April nach Ostern geplant. Eine Militärkolonne besteht den Angaben zufolge aus rund 20 Fahrzeugen und ist im Schnitt 1,2 Kilometer lang.

"Unser gemeinsames Ziel ist es, die Auswirkungen für die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten", sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bei einem Medientermin. Am Samstag (18.00 Uhr) in Frankenberg sowie am Sonntag (13.30 Uhr) in Weißwasser sind öffentliche Informationsveranstaltungen für die Bürger geplant. Er wisse um Bedenken in der Bevölkerung. "Wenn es Proteste gibt, habe ich davor keine Angst", sagte der Regierungschef.

"Defender Europe 2020" ist die größte Verlegeübung der US-Streitkräfte über den Atlantik seit 25 Jahren. Testweise sollen etwa 20 000 Soldaten von den USA quer durch Deutschland nach Osteuropa verlegt werden. Einsatzorte sind Polen und das Baltikum.

Unter Führung der US-Streitkräfte nehmen insgesamt rund 37 000 Soldaten aus 18 Ländern an der mehrmonatigen Übung teil, darunter rund 2600 Soldaten der Bundeswehr. "Die Übung dient der Abschreckung und damit der Sicherheit Europas", sagte Brigadegeneral Hartmut Renk, Chef des Stabes von US Army Europe. Das Ganze erfolge in voller Transparenz. "Wir haben nichts zu verstecken."

Kretschmer verteidigte das Manöver sowie den Beitrag Sachsens als Transitland. "Wir halten als Staatsregierung diese Übung für notwendig", sagte er. Zugleich betonte er, dass er sich weiter für ein positives Verhältnis zu Russland einsetzen werde. "Russland ist unser Partner. Die Übung richtet sich nicht gegen Russland", sagte der Regierungschef. Man müsse aber berücksichtigen, dass die Länder im Baltikum ein anderes Bedrohungs- und Sicherheitsgefühl hätten.

Die lettische Botschafterin in Deutschland, Inga Skujina, erklärte, dass es spätestens seit Beginn des Ukraine-Konflikts 2014 von russischer Seite staatliche Bedrohungen gebe, die ernst zu nehmen seien. "Wir müssen bereit sein, uns zu verteidigen", sagte sie. Laut US-Generalkonsul Timothy Eydelnant geht es darum, eine glaubwürdige Abschreckung aufzubauen.

Die Linken im Sächsischen Landtag warfen Kretschmer vor, sich als "Verlautbarungsorgan des Militärs" zu betätigen. "Denn es geht nicht nur um Verkehrsinfos, sondern um Werbung für ein unsinniges, teures und gefährliches Manöver, für das große Teile der Bevölkerung kein Verständnis haben. Wir wollen nicht zurück in die Zeit der Konfrontation des "Kalten Krieges", den wir überwunden glaubten", erklärte Fraktionschef Rico Gebhardt am Mittwoch in Dresden.

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