Stuttgart:Beratung Yasemin: Thema Zwangsehe mitten in der Gesellschaft

Lesezeit: 1 min

Stuttgart (dpa/lsw) - Das Thema Zwangsehe wird auch in den kommenden Jahren aktuell sein. Wie eine Sprecherin der Beratungsstelle Yasemin am Mittwoch in Stuttgart mitteilte, wenden sich jährlich mehr als 180 junge Migrantinnen, die im Namen der Ehre Opfer von Gewalt in der Familie werden, an die Einrichtung.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Stuttgart (dpa/lsw) - Das Thema Zwangsehe wird auch in den kommenden Jahren aktuell sein. Wie eine Sprecherin der Beratungsstelle Yasemin am Mittwoch in Stuttgart mitteilte, wenden sich jährlich mehr als 180 junge Migrantinnen, die im Namen der Ehre Opfer von Gewalt in der Familie werden, an die Einrichtung.

Malike (Name geändert) ist eine von ihnen. Sie floh deswegen mit 17 Jahren aus ihrer Familie. Die Beratungsstelle hilft Menschen wie ihr seit zehn Jahren in ganz Baden-Württemberg. Auch nach ihrer Flucht unterstützte sie Malike dabei, ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Die Angst vor Vergeltung werde die junge Frau ihr Leben lang nicht los, aber dafür könne sie endlich Mensch sein, sagte sie. Schon als kleines Mädchen habe ihr Vater sie misshandelt. „Die Bilder im Kopf werde ich nicht mehr los“, so die heute 20-Jährige.

„Leider ist unsere Arbeit nicht überflüssig geworden“, sagte Monika Memmel, die Abteilungsleiterin der Dienste für Kinder, Jugendliche und Familien der Evangelischen Gesellschaft (eva). „Aber wir haben dazu beigetragen, dass das Thema heute mitten in der Gesellschaft ist“, so Memmel weiter. Laut Sozial- und Integrationsminister Manfred Lucha (Grüne), spielt Yasemin eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung der Zwangsverheiratung im Land.

Die Fachkräfte gehen davon aus, dass sie infolge der Zuwanderung von Geflüchteten mit weiteren Fällen konfrontiert werden. Deswegen baut die Stelle ihr Präventionsangebot an Schulen aus und berät zusätzlich spezielle Klassen, in denen überwiegend Migranten ohne Deutschkenntnisse sitzen.

Auch junge Männer können von der Problematik betroffen sein. Eine vergleichbare Beratungsstelle gibt es für sie nicht. Deshalb will Yasemin ihr Team aus derzeit 1,6 Vollzeitstellen durch einen männlichen Kollegen erweitern.

Dafür fehlen die finanziellen Mittel, die auch benötigt werden, um zusätzliche Notunterkünfte im Land bereitzustellen. Die jungen Frauen müssen laut Yasemin nach ihrer Flucht schnell an einem anonymen Ort Unterschlupf finden. Die Einrichtung wird seit 2012 vom Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg mit rund 130 000 Euro im Jahr gefördert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: