Machtkampf:Venezuela schließt Grenze zu Brasilien

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Bisher überquerten viele Venezolaner die Grenze zu Brasilien, um Lebensmittel zu kaufen, wie hier nahe der brasilianischen Stadt Pacaraima. Das dürfte nun nicht mehr möglich sein. (Foto: REUTERS)
  • Die Lage in Venezuela spitzt sich weiter zu. Machthaber Maduro lässt nun auch die Grenze zu Brasilien schließen.
  • Über Kolumbien, Brasilien und die Insel Curaçao will sein Herausforderer Guaidó Hilfslieferungen in das Land bringen, dessen Bevölkerung Hunger leidet.
  • Am 23. Februar läuft ein Ultimatum Guaidós ab. Dann könnte es zu einer blutigen Konfrontation kommen - und womöglich zum entscheidenden Kapitel im Machtkampf.

Von Benedikt Peters

Venezuelas Machthaber Nicolás Maduro lässt nun auch die Grenze zum Nachbarland Brasilien schließen. Die Sperre trete am Abend in Kraft, sagte Maduro im venezolanischen Staatsfernsehen - und untermauerte damit, dass er keinesfalls gewillt ist, Hilfslieferungen ins Land zu lassen. Der Machtkampf zwischen Maduro und seinem Herausforderer Juan Guaidó spitzt sich damit zu.

An drei Standorten in Kolumbien, Brasilien und auf der niederländischen Insel Curaçao, die etwa 70 Kilometer vor der Nordküste Venezuelas liegt, lagern Nahrungsmittel und Medikamente, welche die USA und andere Länder, die Guaidó unterstützen, bereitgestellt haben. Guaidó hat angekündigt, diese spätestens am 23. Februar ins Land bringen zu wollen, zur Not auch gegen den Willen Maduros. Nach Guaidós Angaben sind etwa 300 000 Venezolaner ob der Versorgungskrise in dem Land mit dem Tod bedroht, es fehlt an Nahrungsmitteln, wichtigen Medikamenten und Hygieneartikeln.

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Venezuelas Machthaber blockiert Hilfslieferungen an sein darbendes Volk und verfolgt damit eine perfide Strategie, die seine Macht sichern soll. Die einzige Hoffnung liegt im Dialog.

Kommentar von Benedikt Peters

Die entscheidende Frage: Wird die Armee die Hilfslieferungen unterbinden?

Der Streit um die Hilfslieferungen ist längst zur Machtprobe geworden. Maduro bezeichnet sie als bloßen Vorwand für eine Invasion durch die USA und andere Staaten, die den Oppositionellen Guaidó unterstützen. Er erklärt öffentlich, dass es keine Notlage in seinem Land gebe, obwohl Studien und etliche Augenzeugenberichte bereits auf den Nahrungs- und Medikamentenmangel hingewiesen haben. Einer Untersuchung venezolanischer Universitäten zufolge leiden zwei Drittel der Bevölkerung Hunger.

Guaidó hingegen könnte aus den Hilfsgütern politischen Nutzen ziehen. Er hat mehrfach die Armee aufgerufen, sich den Lieferungen nicht in den Weg zu stellen, anders als von Maduro gefordert. Wenn die Soldaten dem Folge leisten, brechen sie mit Maduro, was diesen wohl zwingen würde, die Macht in Caracas abzugeben. Denn nur die Armee kann den Schutz des Staatschefs garantieren. Bisher halten nahezu alle führenden Generäle zu Maduro. Zuletzt mehrten sich aber auch die Berichte über unzufriedene, niederrangige Soldaten, die so wie viele Landsleute unter der Versorgungskrise leiden.

Vor wenigen Tagen hatte Maduro bereits die Grenze zu den ABC-Inseln schließen lassen, zu denen Curaçao gehört. Im venezolanisch-kolumbianischen Grenzort Táchira ließ er symbolträchtig eine Brücke mit zwei Containern und einem Tanklaster blockieren.

Auf der kolumbianischen Seite, in Cucutá, lagern ebenfalls Hilfsgüter. Die gesamte Grenze mit Kolumbien ist allerdings noch nicht dicht. Diesen Schritt werde er prüfen, sagte Maduro nun im Staatsfernsehen.

In diese Richtung ist am Donnerstag Guaidó aufgebrochen. Er hat angekündigt, mit Hilfe von 70.000 Freiwilligen am Samstag die Güter ins Land bringen zu wollen. Beobachter befürchten, dass es dann zu einer Konfrontation zwischen der Armee und den Freiwilligen kommen könnte - und damit womöglich auch zu einer Entscheidung im venezolanischen Machtkampf.

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