Die Spuren, die Stephan E. zeit seines Erwachsenenlebens gelegt hatte, verloren sich im Jahr 2010. Damals setzte sich nach allem, was man bis jetzt weiß, der Staat zum bisher letzten Mal mit diesem Mann auseinander, von dem man annehmen muss, dass er sich eigentlich ohnehin einen anderen Staat wünschte. Landfriedensbruch in einem besonders schweren Fall warf ihm die Staatsanwaltschaft damals vor, in Tateinheit mit versuchter Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. E. hatte mit anderen offenkundigen Rechtsradikalen 2009 eine Mai-Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Dortmund angegriffen, dafür verpasste ihm das Amtsgericht Dortmund eine siebenmonatige Haftstrafe, die es zur Bewährung aussetzte.
Investigativ-Reportage:Der Fall Walter Lübcke
"Entweder diese Regierung dankt in Kürze ab, oder es wird Tote geben", schrieb Stephan E. 2018. Verbindungen zu Walter Lübcke fanden die Beamten aber offenbar nicht. Zumindest bis jetzt.
(Foto: NSU Watch; Swen Pförtner/dpa; Collagen: S. Dimitrov)Ist Lübcke der erste Politiker seit 1945, der von einem Rechten ermordet wurde? Über den Tod eines Mannes mit Haltung, einen gewaltbereiten Tatverdächtigen und die Frage, ob ein Netzwerk hinter der Tat steckt.
Von Susanne Höll, Lena Kampf, Toni Kempmann, Georg Mascolo, Katja Riedel, Ronen Steinke,Ralf Wiegand
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