Opioid:LKA erwartet keine ausufernde Ausbreitung der Droge Fentanyl

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Pflaster mit dem Wirkstoff Fentanyl sind in einer Schublade zu sehen. (Foto: Carsten Rehder/dpa/Illustration)

Schmerzstillendes Medikament und persönlichkeitsverändernde „Zombie-Droge“: Fentanyl ist extrem wirksam und birgt zugleich hohe Sucht- bis hin zur Lebensgefahr. Was droht in Nordrhein-Westfalen?

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Das stark wirksame synthetische Opioid Fentanyl wird sich nach Einschätzung des Landeskriminalamts (LKA) in Nordrhein-Westfalen nicht so epidemisch ausbreiten wie in den USA. Das könnte allerdings kippen, wenn auf dem Drogen-Schwarzmarkt ein Ausfall an Heroin kompensiert werden müsste. „Ein solcher Mangel könnte aufgrund der seit April 2022 reduzierten Opium-Produktion in Afghanistan entstehen“, heißt es in einem Bericht von NRW-Innenminister Herbert Reul an den Düsseldorfer Landtag. Dort steht das Thema an diesem Donnerstag im Innenausschuss auf der Agenda.

Das Kriminaltechnische Institut des LKA beobachte bereits einen Rückgang des Wirkstoffgehalts in den sichergestellten Heroinzubereitungen, berichtete Reul.  Neben dem auch legal als Medikament verfügbaren Schmerzmittel Fentanyl spielten weitere hochwirksame synthetische Opioide mit hohem Suchtpotenzial und der Gefahr einer tödlichen Überdosierung eine Rolle. „Die Gefährlichkeit des Konsums multipliziert sich bei Mischkonsum mit anderen Drogen“, warnte Reul.

Dabei seien die Risiken, die von einer nicht bekannten Fentanyl-Beimengung ausgingen, besonders bedenklich.“ Ob der Zusatz von Fentanyl in Heroin ein wachsender Trend sei, lasse sich derzeit nicht belastbar beurteilen, da die Aussagekraft eines Bundesmodellprojekts zu der Frage begrenzt sei.   

Fentanyl kann geschluckt, gespritzt, geschnupft, geraucht oder auch als Pflaster angewandt werden. Seine innerhalb weniger Minuten eintretende schmerzstillende Wirkung ist wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge bis zu 100 Mal stärker als die von Morphin.

Grundlegende Erkenntnisse über mögliche Täter lägen der Landesregierung im Zusammenhang mit der Herstellung und dem illegalen Handel mit Fentanyl nicht vor - „auch aufgrund der legalen Verfügbarkeit als Medikament“, erklärte der Innenminister. In den vergangenen fünf Jahren hätten sich auch im Bereich der organisierten Kriminalität keine entsprechenden Hinweise ergeben.

Gegensteuern will die Landesregierung unter anderem über Drogenkonsumräume. Mit zwölf stationären Einrichtungen und einem mobilen Angebot besitze NRW bundesweit die meisten Drogenkonsumräume, erläuterte Reul. Neben geringeren Risiken und Aufklärungsarbeit für die Süchtigen gebe es dort auch Notfallhilfe - etwa mit Naloxon. Das Nasenspray kann innerhalb weniger Minuten die atemlähmende Wirkung von Heroin, Fentanyl oder Morphin aufheben und so Leben retten.

Als Schmerzmittel verschrieben hatten stark wirksame synthetische Opioide wie Fentanyl in den USA und Kanada in den vergangenen Jahren Hunderttausende in die Abhängigkeit geführt und die Zahl der Drogentoten emporschnellen lassen. In Deutschland war Fentanyl im Jahr 2021 nach Zahlen des Drogenbeauftragten der Bundesregierung für insgesamt 102 Todesfälle mitverantwortlich. Wegen der versteiften Muskeln bei dauerhaftem Konsum und den darauf zurückzuführenden eckigen Bewegungen und einem unrunden Gang wird vielfach von einer „Zombie-Droge“ gesprochen. 

© dpa-infocom, dpa:240314-99-333342/2

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