Saale-Orla-Kreis:AfD-Kandidat verpasst Sieg bei Landratswahl in Thüringen

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Die AfD stellt künftig unerwartet doch nicht den Landrat im Saale-Orla-Kreis. (Foto: Jens Schlueter/Getty Images)

Die Proteste der vergangenen Wochen bedeuteten für die AfD Gegenwind. Nun hat die Partei in Thüringen trotz deutlichen Vorsprungs in der ersten Runde eine Landratswahl verloren.

Die AfD hat die Stichwahl um das Landratsamt im ostthüringischen Saale-Orla-Kreis verloren. Der CDU-Kandidat Christian Herrgott setzte sich am Sonntag gegen AfD-Mann Uwe Thrum durch, wie der Landeswahlleiter mitteilte. Thrum war mit deutlichem Vorsprung in die Stichwahl gegangen und hatte auf das bundesweit zweite AfD-Landratsamt nach Robert Sesselmann im ebenfalls thüringischen Landkreis Sonneberg gehofft.

CDU-Kandidat Herrgott kam nach der Auszählung aller Stimmbezirke auf 52,4 Prozent der Stimmen. Thrum erreichte 47,6 Prozent. Der 39-jährige Herrgott ist Generalsekretär der Thüringer CDU und sitzt seit 2014 im Landtag. Sein Amt als Landrat soll er am 9. Februar antreten.

Wahlbeteiligung höher als vor sechs Jahren

Von den mehr als 66 000 Wahlberechtigten beteiligten sich rund 69 Prozent an der Stichwahl. Im ersten Durchgang vor zwei Wochen hatte die Wahlbeteiligung bei rund 66 Prozent gelegen und war damit schon doppelt so hoch wie bei der letzten Landratswahl 2018. Den ersten Wahlgang hatte Thrum mit 45,7 Prozent der Stimmen dominiert. Herrgott kam auf 33,3 Prozent. Die Thüringer AfD wird vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft und beobachtet.

Auch in Thüringen hatten zuletzt mehrere Tausend Menschen gegen Rechtsextremismus demonstriert. Im Freistaat stellte sich vergangene Woche auch ein breites Bündnis aus mehr als 3400 Kommunen, Verbänden, Unternehmen, Kirchen und Einzelpersonen unter dem Titel "Weltoffenes Thüringen" der Öffentlichkeit vor.

Die Wahl galt als erster Stimmungstest für die anstehenden Wahlen in Thüringen. Im Mai werden im Freistaat etliche Landrats- und Oberbürgermeistersessel neu besetzt. Am 1. September steht die Landtagswahl an. Die AfD liegt in Umfragen weit vorn, zuletzt erreichte sie stets Werte von mehr als 30 Prozent. Ähnlich sieht es in Sachsen und Brandenburg aus, wo im Herbst ebenfalls Wahlen anstehen.

Thüringens AfD-Landeschef Björn Höcke führte die Niederlage auf bundesweite Entwicklungen zurück. Der Erfolg von Thrum in der ersten Wahlrunde habe die Aufmerksamkeit des ganzen Landes auf den Landkreis gelegt, äußerte Höcke am Sonntag auf der Plattform X. "Und die gegnerischen Kräfte des ganzen Landes brauchte es, um in der Stichwahl das Blatt noch mal zu wenden." CDU-Landeschef Mario Voigt zieht aus dem Wahlergebnis Optimismus für seine Partei. "Gemeinsam im Bündnis mit den Bürgern haben wir die Kraft, die angebliche Alternative von Höcke zu schlagen", schrieb Voigt bei X. Dieser Sonntag sei ein guter und wichtiger Tag für Thüringen.

Niedriges Lohnniveau im Landkreis

Der ländlich geprägte Saale-Orla-Kreis liegt im Südosten Thüringens und grenzt an Bayern und Sachsen. Nach einer von den statistischen Ämtern der Bundesländer in Auftrag gegebenen Studie gehörte er 2021 mit 29 048 Euro brutto deutschlandweit zu den zehn Landkreisen mit den niedrigsten Gehältern pro Arbeitnehmer. Etwa 40 Prozent der Beschäftigten seien im Mindestlohnsektor, hieß es vom Deutschen Gewerkschaftsbund Hessen-Thüringen.

Der Kreis hat, wie andere Regionen Thüringens auch, mit sinkenden Einwohnerzahlen zu kämpfen: Während 1994 noch 103 000 Menschen dort lebten, waren es Ende 2022 rund 79 000 - die Hälfte davon war 50 Jahre und älter. Die größte Stadt Pößneck hat rund 12 000 Einwohner.

Ein Landrat muss als Chef der Kreisverwaltung vor allem Beschlüsse des Kreistages, aber auch von Landtag und Bundestag umsetzen. Außerdem kann er regionale Fragen klären wie die Kita-Betreuung oder die Sanierung von Gebäuden und Straßen. Auch bei der Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen im Kreis können Landräte Entscheidungen treffen. Zuletzt hatten in Thüringen etwa mehrere CDU-geführte Landkreise Bezahlkarten für Geflüchtete eingeführt.

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