Kulturpolitik - Dresden:Veranstalter machen auf desolate Lage in Krise aufmerksam

Corona
Demonstration "Ohne uns ist Stille". Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa (Foto: dpa)

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Dresden (dpa/sn) - 1000 leere Stühle vor der Semperoper in Dresden, Hunderte Menschen in zum Teil schwarzer Kleidung: Sachsens Veranstaltungsbranche hat am Freitag mit einer eindrücklichen Demonstration auf ihre dramatische Lage in der Corona-Krise aufmerksam gemacht. Motto: "Ohne uns ist Stille." Der Protest war lautstark - zu Beginn legten DJ's auf, etwa 30 Lastwagen bildeten einen Korso und fuhren durch Dresden. Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) zeigte Verständnis für die Sorgen der Branche und kündigte ein 50 Millionen Euro umfassendes Hilfspaket für Kultur und Tourismus an, über das die Regierung in der kommenden Woche abstimmen will.

An der Demonstration nahmen unter anderen Veranstalter, Künstler, Techniker und Caterer teil - Berufsgruppen, die durch die Krise unverschuldet in eine finanzielle Notlage geraten sind. Ein Schauspieler und ein Diskothekenbetreiber schilderten ihre persönliche Situation. "Es geht nicht um Almosen, es geht um Respekt einer ganzen Branche gegenüber", sagte Silly-Gitarrist Uwe Hassbecker. Man fordere keine Kaufprämie, sondern eine wirklich wirksame Unterstützung für diejenigen, die aufgrund der Krise ihren Beruf nicht mehr ausführen dürften, eine Hilfe vom ersten bis zum letzten Tag der Beschränkungen: "Das ist unsere Forderung, keine Bitte, sondern eine Forderung."

"Die Situation hat sich extrem verschärft. Alle in unserer Branche verbindet, dass wir als Erstes geschlossen wurden und wohl auch die Letzten sein werden, die wieder Gehör finden", erklärte Konzertveranstalter Rodney Aust. Auch größere Feiern seien nach wie vor verboten: "Was darüber hinaus geplant werden kann, ist offen. Das bedeutet auf lange Sicht für die Branche keine Einnahmen, Mitarbeiter in Kurzarbeit und so weiter."

"Unsere gemeinsame Aktion vor der Semperoper soll bildhaft zeigen, dass die Durchführung von Veranstaltungen jeglicher Art in unabsehbarer Zeit wohl nur eine Theorie bleiben wird", betonte Agentur-Inhaber Alexander Siebecke. Laut Auflagen dürfe im Schnitt nur jeder vierte Stuhl besetzt werden: "Alleine diese Tatsache bedeutet für die Umsetzung der meisten Veranstaltungskonzepte, dass sie schon rein wirtschaftlich nicht tragbar sind."

Kathleen Parma, Sprecherin der Initiative Leere Stühle, erinnerte an die Bedeutung der Eventbranche in Deutschland. "Aktuelle Prognosen sehen ein Sterben von 50 Prozent der Unternehmen voraus, wenn kein Rettungsschirm dies verhindert. Wir schließen uns daher den Forderungen nach einem Hilfsfonds für Unternehmen an."

Die Branche fordert eine Absicherung der Unternehmen und Soloselbstständigen, unter anderem rückzahlungsfreie Zuschüsse für Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern, damit Fixkosten und Löhne beglichen werden können, und Zuschüsse zum Lebensunterhalt für Solo-Selbstständige. Zugleich verlangt sie eine Anhebung des Kurzarbeitergeldes auf 90 Prozent.

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