Als sich das Bild des kleinen Omran rasend im Netz verbreitete, interessierte sich die Welt zuerst nur für das Schicksal des Fünfjährigen. Auch die Süddeutsche Zeitung druckte das Foto in ihrer Freitagsausgabe. Omran, der nach einem Bombenangriff in Aleppo unter Schock stand, wurde inzwischen aus der Klinik entlassen.
Die zweite Welle der Aufmerksamkeit gilt nun dem Urheber des Bildes. Mahmoud Raslan stand mit einem blauen T-Shirt mit weißen Flecken bekleidet vor dem Ambulanzwagen und fotografierte, wie Omran ins Leere starrte. Raslan ist Mitglied des "Aleppo Media Center", einer Gruppe, die seit 2011 Nachrichten aus den von den Rebellen gehaltenen Vierteln liefert. Dem englischen Telegraph gelang es, ein Interview mit dem Aktivisten zu führen. "Mir begannen die Tränen hinunterzulaufen, als ich das Foto aufnahm", sagte Raslan.
Assads Unterstützer wittern eine Inszenierung
Am Freitag nun wiesen verschiedene Blogger auf Raslans Facebookseite hin, auf der er Schnappschüsse von seinen Einsätzen veröffentlicht. Auf einem Bild vom 5. August trägt er dasselbe auffällige T-Shirt und posiert grinsend mit Kämpfern der Zenki-Miliz. Zwei der Männer auf dem Bild sind zweifelsfrei auf anderen Fotos von Mitte Juli zu identifizieren, die traurige Berühmtheit erlangten: Die Männer wirkten bei der Enthauptung eines Zwölfjährigen mit, den sie beschuldigten, ein Kindersoldat des Machthabers Assad gewesen zu sein.
Die Führung der Zenki-Miliz, deren Logo Raslan auch auf seiner Facebook-Seite zeigt, distanzierte sich von der Gräueltat. Der Fall erregte internationales Aufsehen, in Ostaleppo dürfte jeder davon gehört haben - auch der Fotograf Raslan, der daraufhin aber trotzdem mit den Männern posierte. Die Echtheit des Fotos vom kleinen Omran zieht das nicht in Zweifel, auch wenn Assads Unterstützer eine Inszenierung wittern. Sie verdächtigen Raslan gar, der Mann zu sein, der die Enthauptung im Juli filmte.
Russland bestreitet unterdessen vehement, für die Bombardierung des Hauses von Omran in Aleppo verantwortlich zu sein.