Annegret Kramp-Karrenbauer:Vom Saarland in den Bendlerblock

Das Ansehen der CDU-Chefin hat stark gelitten. Als Verteidigungsministerin könnte sie an Profil gewinnen. Doch die Herausforderungen sind groß. Eine politische Karriere in Bildern.

Von Philipp Saul und Markus C. Schulte von Drach

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(Foto: dpa)

Die politische Karriere von Annegret Kramp-Karrenbauer beginnt 1981 mit dem Eintritt in die CDU im Saarland. Es ist die Partei des Kanzlers Helmut Kohl, die ein Generalsekretär namens Heiner Geißler zu modernisieren versucht. Die 1962 geborene Kramp-Karrenbauer engagiert sich in der Jungen Union Saar, in der sie zeitweilig stellvertretende Landesvorsitzende ist, zugleich ist sie viele Jahre Mitglied im Stadtrat von Püttlingen. Bevor sie 1998 als Nachrückerin für Klaus Töpfer in den Bundestag einzieht, macht sie eine klassische Parteikarriere. Allerdings ist es mit der politischen Arbeit auf Bundesebene bereits im selben Jahr wieder vorbei. Bei der Wahl verpasst sie den erneuten Einzug in den Bundestag. (Bild: Kramp-Karrenbauer (Mitte), gemeinsam mit Peter Altmaier (rechts) 1998 als Wahlkämpferin.)

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(Foto: dpa)

Kramp-Karrenbauer engagiert sich in ihrem Heimatland, in dem die CDU 1999 bei den Landtagswahlen die absolute Mehrheit gewinnt. Die studierte Juristin ist inzwischen Landesvorsitzende der Frauen-Union der CDU und zieht in den Landtag ein. Im Jahr darauf übernimmt sie für sieben Jahre das Amt der Innenministerin. Sie ist die erste Frau in Deutschland auf einem solchen Posten. 2007 wechselt sie in das Amt der Ministerin für Bildung, Familie, Frauen und Kultur. 2009 verliert die CDU im Saarland die absolute Mehrheit, Ministerpräsident Peter Müller (CDU) bildet eine "Jamaika"-Koalition mit den Grünen und der FDP. Kramp-Karrenbauer bleibt Ministerin, nun für Arbeit, Familie und Soziales. Sie profiliert sich bundesweit insbesondere mit ihrem Engagement für Alleinerziehende und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sie selbst wird von ihrem Mann unterstützt, der seine berufliche Tätigkeit eingeschränkt hat, um sich mehr um die drei Kinder und den Haushalt kümmern zu können. (Bild: Die Innenministerin des Saarlands 2001 während der ersten "papierlosen" Kabinettssitzung von Ministerpräsident Peter Müller.)

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(Foto: dpa)

2011 ist Kramp-Karrenbauer, inzwischen auch Mitglied im Präsidium der Bundes-CDU, im Saarland die beliebteste Politikerin. Selbst der Vorwurf der SPD, bei einigen Projekten des Landes die Öffentlichkeit getäuscht zu haben, hat ihrem Ruf nicht geschadet. Ministerpräsident Müller schlägt sie als seine Nachfolgerin für den Parteivorsitz und auch als Landeschefin vor. Fast einstimmig wird sie von den Delegierten der Saar-CDU zur Vorsitzenden gewählt. Die Wahl zur Ministerpräsidentin geht nicht ganz so reibungslos über die Bühne. Heiko Maas tritt gegen sie an und erst im zweiten Wahlgang siegt Kramp-Karrenbauer gegen den SPD-Landesvorsitzenden. Angesichts von Querelen beim Bündnispartner FDP beschließt Kramp-Karrenbauer 2012 (Bild), die Koalition aufzukündigen. Die Entscheidung hält selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel für gewagt. Doch bei den Neuwahlen gewinnt die CDU und Kramp-Karrenbauer regiert das Saarland weiter - diesmal allerdings mit einer schwarz-roten Koalition. Im selben Jahr unterstützt sie im Bundesrat einen Gesetzentwurf zu einer Frauenquote für Unternehmen, den die von den Sozialdemokraten regierten Länder einbringen. Das bringt der auch zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Frauen-Union aufgerückten Kramp-Karrenbauer viel Sympathie unter den weiblichen CDU-Mitgliedern. Auch für den Mindestlohn - ebenfalls ein Herzensanliegen der sozialdemokratischen Konkurrenz - tritt sie ein.

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(Foto: Oliver Dietze/dpa)

Fast sieben Jahre lang regiert Kramp-Karrenbauer, auch AKK genannt, im Saarland - und bewahrt sich einen Ruf als redliche Haut, aber auch als eigensinnige Persönlichkeit. Als bekennende Katholikin stimmt sie 2015 (Bild) gegen die Öffnung der Ehe für Homosexuelle und warnt davor, dadurch würde die Tür geöffnet für Verwandtenehen oder die Heirat von mehr als zwei Menschen. Auch fordert sie mehr Härte im Umgang mit straffällig gewordenen Asylbewerbern. Trotzdem wird sie eher dem linken Flügel der CDU zugerechnet. So tritt sie 2013 für eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes ein - eine geradezu linksradikale Forderung, wie der damalige SPD-Chef Sigmar Gabriel kommentiert. Nachdem die CDU die Landtagswahlen im Saarland 2017 mit einem noch besseren Ergebnis als zuvor abschließt, setzt Kramp-Karrenbauer die Koalition mit der SPD fort - und dämpft zugleich die von Martin Schulz ausgelöste Euphorie in der Bundes-SPD.

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(Foto: Fabrizio Bensch/Reuters)

Nach der Bundestagswahl 2017 gilt Kramp-Karrenbauer als Kandidatin für einen Posten in Berlin. Doch dann stellt Angela Merkel sie als ihre Wunschkandidatin für die Nachfolge von Peter Tauber als Generalsekretär der CDU vor. Kramp-Karrenbauer gilt schon länger als enge Vertraute der Kanzlerin. Die Empfehlung Merkels gilt als Hinweis darauf, dass sie sich die Saarländerin auch als Nachfolgerin auf ihrem eigenen Posten wünscht. Auch die Kanzlerin ist im Jahr 2000 vom Posten der Generalsekretärin zur Vorsitzenden aufgestiegen. Merkel geht Anfang 2018 noch davon aus, dass sie weitere vier Jahre Parteivorsitzende sein wird. Auf dem CDU-Bundesparteitag im Februar folgen fast 100 Prozent der Delegierten der Empfehlung Merkels. Selbst der Wirtschaftsflügel der Union begrüßt die Entscheidung als "eine gute Wahl". (Bild: Angela Merkel, Volker Bouffier (links) und Ursula von der Leyen (rechts) gratulieren Kramp-Karrenbauer nach ihrer Wahl.)

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(Foto: Getty Images)

Im Oktober 2018 kündigt Angela Merkel an, nicht mehr für den Vorsitz der Partei anzutreten. Nachdem Kramp-Karrenbauer sich zuvor noch gegen den Ruf als Merkels "Kronprinzessin" gewehrt hat, gibt sie umgehend bekannt, für die Nachfolge zu kandidieren. Der saarländische CDU-Landesvorstand hat sie nominiert, auch der Bundesvorstand der Frauen-Union steht hinter ihr. Für Kramp-Karrenbauer stand viel auf dem Spiel. Hätte sie verloren, wollte sie auch das Amt als Generalsekretärin abgeben. (Bild: Kramp-Karrenbauer mit Friedrich Merz (links) und Jens Spahn (rechts) bei der Kandidatenvorstellung auf der CDU-Regionalkonferenz in Berlin.)

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(Foto: Markus Schreiber/AP)

Auf dem Parteitag entscheidet Annegret Kramp-Karrenbauer das Rennen für sich. Mit 51,75 Prozent der Delegiertenstimmen liegt die Generalsekretärin in der Stichwahl knapp vor ihrem Konkurrenten Friedrich Merz. Auch Angela Merkel dürfte sich über den Erfolg der Saarländerin freuen, die in den folgenden Wochen in den Umfragen deutlich an Beliebtheit gewinnt.

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(Foto: AFP)

Nach ihrem guten Start muss sich Kramp-Karrenbauer aber auch deutliche Kritik anhören. Ihr Umgang mit dem CDU-kritischen Video des Youtubers Rezo wird auch parteiintern heftig kritisiert. Sie fällt zudem durch eine starke Absetzbewegung von der Migrationspolitik der Kanzlerin auf. In der Partei gibt es ein "Werkstattgespräch" zur Migration - ohne Merkel.

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(Foto: AFP)

Immer wieder erklärt Kramp-Karrenbauer, dass sie nicht als Ministerin in Merkels Kabinett eintreten möchte. Stattdessen wolle sie sich dem Neuaufbau der Partei widmen. Doch dann kommt alles anders: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen steigt an die Spitze der EU-Kommission auf und ihr Posten im Berliner Bendlerblock wird frei. Als Favorit auf den Posten gilt Gesundheitsminister Jens Spahn. Erste entsprechende Meldungen geistern bereits durch die Medienwelt, doch dann folgt die große Überraschung: Nicht Spahn, sondern Kramp-Karrenbauer soll das Verteidigungsministerium übernehmen.

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(Foto: dpa)

Womöglich hofft die CDU-Chefin, durch das zusätzliche Amt außen- und sicherheitspolitisch an Profil zu gewinnen, um sich mit Blick auf eine mögliche Kanzlerkandidatur eine gute Ausgangsposition zu verschaffen. Diese hat in den Wochen zuvor wegen sinkender Umfragewerte etwas gelitten. Fraglich ist allerdings, ob Kramp-Karrenbauer ihr Ansehen ausgerechnet im Verteidigungsministerium verbessern kann. Das Amt gilt als politischer Schleudersitz und das Ministerium steht am Ende der Amtszeit von der Leyens wegen der Kostenexplosion der Gorch Fock und der Affäre um externe Berater im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Herausforderungen für die neue Ministerin sind die Modernisierung und Instandhaltung von Waffensystemen und Material, die Personalgewinnung angesichts zunehmender Konkurrenz um Fachkräfte sowie die Digitalisierung der Armee. Und natürlich spielt auch das leidige Zwei-Prozent-Ziel der Nato eine wichtige Rolle, wonach die Verteidigungsausgaben einen entsprechenden Anteil des Bruttoinlandsprodukts betragen sollen. Davon ist Deutschland noch weit entfernt. (Bild: Kramp-Karrenbauer 2011 mit Oberst Frank Rapp, damals stellvertretender Kommandeur der Luftlandebrigade 26 "Saarland" aus Saarlouis)

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