USA:John Kornblum gestorben

John Kornblum, 1999 vor der amerikanischen Botschaft in Berlin-Mitte. (Foto: Wolfgang Kumm/DPA)

Der US-Diplomat spielte über Jahrzehnte eine zentrale Rolle in den transatlantischen Beziehungen. Er wurde 80 Jahre alt.

John Kornblum war ein ehrlicher und ein unbequemer Diplomat. In einer Sache aber unterschied er sich von allen in seinem Berufsstand: Er wollte nicht weichen. Während Gesandte und Botschafter in der Regel ausgewechselt und in andere Erdteile versetzt werden, blieb John Kornblum Transatlantiker und Amerikas permanenter Vorposten in Deutschland. Kaum ein anderer Berufs-Außenpolitiker aus den USA war so eng mit Deutschland verbunden, wie der 1943 in Detroit geborene Kornblum.

Im eiskalten Krieg 1964 als Vizekonsul nach Hamburg gekommen, arbeitete er sich über Stationen in Bonn, Washington und wieder in Bonn an den Themen der Zeit ab - das Viermächteabkommen, Nuklearverhandlungen, die Sicherheitsbeziehungen Deutschlands. Als stellvertretender Stadtkommandant des amerikanischen Sektors in Berlin begleitete er 1987 den damaligen Präsidenten Ronald Reagan zur Mauer. Dort fiel der denkwürdige Satz: "Mister Gorbachev, tear down this wall" - für den Kornblum gerne eine Teilhabe reklamierte. 1997 schließlich wurde Kornblum Botschafter seines Landes in Deutschland.

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Den Deutschen las er auch nach seiner Pensionierung die Leviten, in Talkshows, Gastbeiträgen und unzähligen Diskussionsrunden. Seine Botschaft war selten so aktuell wie heute: Lernt endlich selbst für eure Sicherheit zu sorgen. John Kornblum starb am 21. Dezember 80-jährig in Nashville.

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