Konflikte:Mehr Jets für Kampf gegen die IS-Terrormiliz

Damaskus/Berlin (dpa) - Verstärkung für die Luftangriffe gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS): Mit Großbritannien und Dänemark wollen zwei weitere europäische Staaten Kampfflugzeuge gegen die Extremisten im Irak einsetzen.

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Damaskus/Berlin (dpa) - Verstärkung für die Luftangriffe gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS): Mit Großbritannien und Dänemark wollen zwei weitere europäische Staaten Kampfflugzeuge gegen die Extremisten im Irak einsetzen.

Der IS sei "eine klare und erwiesene Bedrohung für das Leben von Briten", sagte Premierminister David Cameron am Freitag. Der Militäreinsatz werde "eher Jahre als Monate" dauern.

Das US-geführte Bündnis westlicher und arabischer Staaten bombardierte auch in Syrien den zweiten Tag in Folge Ölanlagen in Syrien unter Kontrolle der Sunnitenmiliz. Das Unterhaus in London gab der Regierung am Freitag mit 524 zu 43 Stimmen grünes Licht für den Militäreinsatz. Das Mandat schließt den Einsatz von Bodentruppen aus. Ausgeklammert ist ebenso eine Beteiligung an Luftschlägen in Syrien.

Nach den Drohungen des IS gegen westliche Länder warnte das Auswärtige Amt vor erhöhten Anschlags- und Entführungsrisiken im Ausland. Für zahlreiche afrikanische, arabische und asiatische Länder, in denen islamistische Terrorgruppen aktiv sind, veröffentlichte das Ministerium einen "dringenden regionalen Sicherheitshinweis". Darin heißt es, dass westliche Ausländer auch im Ausland Ziel terroristischer Gewaltakte, von Entführungen und kriminellen Übergriffen durch IS-Sympathisanten werden könnten.

Deutschland will verhindern, dass weitere Terrorkämpfer in das Krisengebiet ausreisen. Die Personalausweise potenzieller Terrorkämpfer aus Deutschland sollen dazu möglicherweise einen Sperrvermerk erhalten oder ganz eingezogen werden. Das Bundesinnenministerium bestätigte in Berlin, dass beide Optionen von einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe geprüft werden.

Zur Begründung sagte der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach der Tageszeitung "Die Welt", dass man keinen Reisepass, sondern nur einen Personalausweis benötige, um über die Türkei nach Syrien und in den Irak zu reisen. Nach Angaben des Verfassungsschutzes sind aus Deutschland schon weit mehr als 450 radikalisierte Deutsche in Richtung Syrien und Irak aufgebrochen. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen nahm einen 21-Jährigen Syrien-Heimkehrer und Sympathisanten der Terrormiliz fest.

Das Anti-IS-Bündnis bombardierte im Osten Syriens unter anderem das Ölfeld Al-Tanak in der Nähe der Stadt Dair as-Saur, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag berichtete. Mit den Angriffen auf Ölanlagen - zentrale Elemente der Infrastruktur Syriens - soll nach US-Angaben die wichtigste Einnahmequelle der Extremisten zerstört werden.

Auch ein irakischer Ort an der Grenze zu Syrien, Al-Kaim, wurde angegriffen. Dabei seien 30 IS-Kämpfer ums Leben gekommen, berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Arabija.

Die Einnahmen aus dem Ölschmuggel sind die Hauptfinanzierungsquelle der Dschihadisten. Laut Pentagon fließen so täglich umgerechnet rund 1,5 Millionen Euro in die Kassen des IS. Die Ölanlagen gehören zu den wichtigsten Infrastruktureinrichtungen Syriens.

Die Zahl der EU-Bürger, die in Syrien und im Irak aufseiten der militanten Islamisten kämpfen oder gekämpft haben, ist mittlerweile auf 3000 gestiegen. Anfang des Jahres sei man noch von 2000 europäischen Dschihadisten ausgegangen, sagte Gilles de Kerchove, Anti-Terror-Koordinator der EU, dem britischen Sender BBC.

US-Geheimdienste glauben den maskierten IS-Terroristen identifiziert zu haben, der die beiden Journalisten James Foley und Steven Sotloff in Syrien enthauptet hat. Dazu hätten die Geheimdienste Spracherkennungsprogramme, Aufnahmen sowie Daten westlicher Bürger benutzt, die sich der IS-Terrormiliz angeschlossen haben sollen, berichtete die "New York Times".

Angesichts des Vormarschs des IS in Syrien sprach sich der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan für eine "Sicherheitszone" im Nachbarland aus. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte, seit Beginn der Grenzöffnung vor einer Woche seien 160 335 Menschen aus der Region Ain Al-Arab (kurdisch: Kobane) in die Türkei geflohen. Nach offiziellen Angaben haben seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien mehr als 1,5 Millionen Menschen Zuflucht in der Türkei gesucht.

In der französischen Hauptstadt Paris demonstrierten am Freitag mehrere Hundert Muslime vor der Großen Moschee gegen den IS-Terror. Dazu aufgerufen hatte der islamische Dachverband CFCM nach der Enthauptung der französischen Geisel Hervé Gourdel durch IS-Verbündete in Algerien.

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