Wiesbaden:Kurios: Kommunen leihen sich Geld und verdienen daran

Darmstadt/Offenbach (dpa/lhe) - Experten sehen es mit Sorge, wenn Kommunen sich Kassenkredite mit Negativzinsen beschaffen. Bei diesem kuriosen System müssen sie keine Zinsen zahlen, stattdessen erhalten sie noch etwas dazu. "Es besteht die Gefahr, dass mehr Geld aufgenommen wird, als notwendig ist", sagte Friederike-Sophie Niemann von der Bertelsmann-Stiftung. Auch der Bund der Steuerzahler in Hessen sieht es kritisch. "Das kann als falscher Anreiz verstanden werden", sagte Vorsitzender Joachim Papendick. Kassenkredite werden für das laufende Geschäft gebraucht.

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Darmstadt/Offenbach (dpa/lhe) - Experten sehen es mit Sorge, wenn Kommunen sich Kassenkredite mit Negativzinsen beschaffen. Bei diesem kuriosen System müssen sie keine Zinsen zahlen, stattdessen erhalten sie noch etwas dazu. „Es besteht die Gefahr, dass mehr Geld aufgenommen wird, als notwendig ist“, sagte Friederike-Sophie Niemann von der Bertelsmann-Stiftung. Auch der Bund der Steuerzahler in Hessen sieht es kritisch. „Das kann als falscher Anreiz verstanden werden“, sagte Vorsitzender Joachim Papendick. Kassenkredite werden für das laufende Geschäft gebraucht.

Zur Zeit werden für Banken, wenn sie ihr Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken, 0,4 Prozent Zinsen berechnet, sie müssen also zahlen. Aus Sicht der Banken ein Minusgeschäft, auch Negativzinsen beziehungsweise Strafzinsen genannt. Da verleihen sie ihr Geld lieber für einen kleineren Negativzins.

Solche Kassenkredite nutzt etwa die Stadt Offenbach, die rund 900 Millionen Euro Schulden hat. Auch der Landkreis Offenbach greift zu. Dieses Jahr habe er schon fünfstellig verdient, sagte Kreis-Sprecherin Kordula Egenolf. Allein bis Ende August seien es rund 70 000 Euro gewesen. Etwa 150 Millionen Euro Kassenkredite seien aufgenommen worden. Die Zinsen schwankten zwischen minus 0,05 und minus 0,3 Prozent. „Wenn der Bedarf da ist, wird der Preis abgefragt“, sagte Egenolf. „Wo es den besten Preis gibt, wird zugegriffen.“

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