Corona in Großbritannien:Johnsons Sprunghaftigkeit gefährdet sein Land

Johnson betritt seinen Amtssitz in der Londoner Downing Street. (Foto: Getty Images)

Der Premier verschärft die Corona-Regeln, um einen zweiten Lockdown zu verhindern. Das ist richtig. Das eigentliche Problem ist: Wegen Johnsons Zickzackkurs nehmen viele Briten die Vorschriften nicht ernst.

Kommentar von Alexander Mühlauer, London

Boris Johnson hat recht. Der britische Premier verschärft die Corona-Regeln, um einen zweiten Lockdown zu verhindern. Alles andere wäre fahrlässig, dafür ist die Lage zu ernst. Zuletzt stieg die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden um mindestens 6000; immer mehr Menschen müssen stationär behandelt werden; vielerorts gehen die Corona-Tests aus. Johnson kann es sich nicht leisten abzuwarten, weil seine bisherige Corona-Bilanz schlicht verheerend ist: In Großbritannien gibt es europaweit mit am meisten Todesfälle.

Doch so richtig die Maßnahmen der Regierung auch sind - ein Problem bleibt: Johnsons ständige Kehrtwenden. So forderte er etwa die Briten auf, im August an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren, um die Wirtschaft anzukurbeln. Nun gilt: Ab sofort wieder von zu Hause aus arbeiten. Ähnlich widersprüchlich waren Johnsons Ansagen, als es darum ging, eine Schutzmaske zu tragen. Anfangs hieß es, das bringe nichts - irgendwann kam dann doch eine weitgehende Maskenpflicht.

Mit seinem Zickzackkurs hat Johnson die Bevölkerung verunsichert. Die Folgen der zahlreichen Kehrtwenden sind fatal: Viele Bürgerinnen und Bürger nehmen die Vorschriften nicht ernst, weil sie sich immer wieder ändern. Die Sprunghaftigkeit des Premiers ist eine Gefahr für das Land.

© SZ vom 23.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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