Buch von Ex-Sicherheitsberater:Trump über Bolton: Ein "Lügner", den alle hassen

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Ex-Sicherheitsberater John Bolton schreibt in einem Enthüllungsbuch, dass Trump Finnland für einen Teil Russlands hielt, und dass er von China Wahlkampfhilfe einforderte. Außenminister Pompeo soll Trump als "full of shit" bezeichnet haben.

Von Stefan Kornelius, München

In Washington bahnt sich die nächste große Empörungswelle über Donald Trump an, diesmal ausgelöst von John Bolton, seinem ehemaligen Nationalen Sicherheitsberater. Bolton nennt in einem Enthüllungsbuch gleich mehrere Gründe für neue Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten. Sowohl die New York Times wie das Wall Street Journal berichten vorab aus dem Buch, das erst kommenden Dienstag auf den Markt kommen sollte. Dem Buch zufolge soll Trump mehrfach in Strafverfahren eingegriffen haben. "Das Muster sieht aus wie Justizbehinderung als typische Verhaltensform", so Bolton.

Boltons Buch heißt "Das Zimmer, in dem alles geschah - Erinnerungen aus dem Weißen Haus", wobei es sich nicht um einen häuslichen Tugendroman handelt, sondern um eine Abrechnung mit Ankündigung. John Bolton, einer der Fürsten der Finsternis in der amerikanischen Außenpolitik, zuletzt Nationaler Sicherheitsberater von Trump zwischen April 2018 und September 2019, hatte nach seiner Zwangstrennung vom Präsidenten Memoiren über die Zeit angekündigt. Bolton begleitete maßgebliche außenpolitische Taten des Präsidenten, vor allem im Umgang mit Nordkorea, China, Venezuela und natürlich mit der Ukraine. Letzteres hatte zum Amtsenthebungsverfahren geführt.

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Die Memoiren sollen Geheiminformationen enthalten - die nationale Sicherheit sei bedroht, so der Vorwurf. Laut Verlag zeichnet das Buch das Bild eines Präsidenten, dem es immer nur um seine Wiederwahl geht.

Boltons Memoiren gibt es in einer Rohfassung seit Anfang des Jahres. Ein nicht unwichtiges Detail wurde Ende Januar der New York Times zugespielt, die mit der Information dem Impeachment-Verfahren gegen den Präsidenten neuen Antrieb verlieh. Schon damals war klar: Bolton muss das Werk seinem ehemaligen Arbeitgeber zur Freigabe vorlegen. Der muss sicherstellen, dass keine Geheiminformationen an die Öffentlichkeit gelangen.

Sechs Tage vor dem geplanten Verkaufsstart am 23. Juni hat das Justizministerium nun Klage bei einem Gericht in Washington eingereicht - wohlgemerkt nicht gegen den Verlag, sondern gegen den Autor persönlich. Das Argument der Regierung: Boltons Buch ist noch lange nicht freigegeben.

Bolton selbst reagierte nicht auf die Klage, wohl aber sein Verlag mit der Mitteilung, die Auflage sei bereits gedruckt und im ganzen Land ausgeliefert. Die Botschaft: Niemand wird mehr verhindern können, dass ein Buch von der Palette fällt und in falsche Hände gerät. Und: Sehr wohl sei das Manuskript von den Justiziaren freigegeben worden.

Dass nun einen Tag nach der Klage ausführliche Passagen in den Zeitungen erschienen, ist kein Zufall. Bolton hat nichts mehr zu verlieren - die Sache musste ans Licht. So habe Trump seine Bereitschaft gezeigt, strafrechtlich relevante Untersuchungen zu stoppen, um "Diktatoren, die er mochte" einen Gefallen zu tun. Außerdem habe Trump Handelsgespräche mit seinen persönlichen Geschäftsinteressen verbunden.

Mit Chinas Präsident Xi Jinping habe er über den Aufkauf von Landwirtschaftsprodukten verhandelt - mit dem Ziel, seinen Wahlsieg in den Anbaustaaten zu sichern. Bolton scheint außerdem die schlimmsten Vorurteile über Trump zu bestätigen. So habe der Präsident gefragt, ob Finnland ein Teil Russlands sei. Ihm sei auch nicht klar gewesen, dass Großbritannien zu den Nuklearmächten zähle. Der Austritt der USA aus der Nato sei wahrscheinlicher gewesen, als das bislang bekannt war, so die New York Times.

In einer für den US-Außenminister pikanten Episode beschreibt Bolton offenbar, wie Mike Pompeo ihm am Rande eines Treffens mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-un einen Zettel zugeschoben habe. Darauf habe dieser handschriftlich die auf Trump bezogene Bemerkung notiert, der Präsident sei "so full of shit", eine harsche Formulierung dafür, dass Pompeo seinen Chef wohl für einen Idioten hält.

Donald Trump lässt sich dieses Scharmützel natürlich nicht entgehen. Er ließ Reporter wissen, dass er jede mit ihm geführte Unterhaltung als hoch geheim betrachte. Bolton müsse daher automatisch gegen Geheimhaltungsregeln vertoßen haben. "Er hat das Gesetz gebrochen", sagte Trump am Mittwochabend seinem "Fox News"-Lieblings-Moderator Sean Hannity. Dem Wall Street Journal gegenüber bezeichnete Trump Bolton als "Lügner", den jeder im Weißen Haus gehasst habe.

© SZ vom 18.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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