Frankreich:Jane Birkin ist tot

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Jane Birkin, englisch-französische Sängerin und Schauspielerin, beim Paleo Festival in der Schweiz (2019). (Foto: Martial Trezzini/dpa)

Schlagartig bekannt wurde sie mit dem Song "Je t'aime ... moi non plus", den sie mit ihrem Partner Serge Gainsbourg aufnahm. Nun ist die englisch-französische Sängerin und Schauspielerin im Alter von 76 Jahren gestorben.

Die englisch-französische Sängerin und Schauspielerin Jane Birkin ist tot. Sie starb im Alter von 76 Jahren, wie ein Sprecher der Stadtverwaltung von Paris bestätigte. Nach französischen Medienberichten wurde sie am Sonntag leblos in ihrer Wohnung in Paris gefunden. Sie soll zuletzt mehrere Konzerte aus gesundheitlichen Gründen abgesagt haben.

"Je t'aime, moi non plus" hieß der Song, mit dem sie 1969 schlagartig berühmt wurde: ein dahin gehauchtes erotisches Stöhnen, im Duett mit Serge Gainsbourg. Das Lied galt als anstößig, wurde von Radiosendern wie der BBC ignoriert - und verkaufte sich irrsinnig gut.

Schon früh hatte die gebürtige Britin als Schauspielerin auf sich aufmerksam gemacht, spielte etwa 1966 in Michelangelos Antonionis legendärem Film "Blow Up" ein Model. Die Firma Hermès benannte 1984 die "Birkin-Bag" nach ihr, eine begehrte Luxus-Ledertasche, die zum Klassiker wurde.

Filme mit Alan Delon und Romy Schneider

Vor der Kamera wirkte sie oft ernst, sparsam in der Mimik, bis plötzlich ein zauberhaftes Lächeln aufschien, ohne jede Koketterie. Jane Birkin schien offen und zurückhaltend zugleich, fast meinte man, ihre Gedanken lesen zu können. Das machte ihren Reiz als Darstellerin aus. Sie kam 1946 in London zur Welt, als mittleres von drei Kindern. Die Mutter war Schauspielerin, der Vater bei der Navy. Mit 19 heiratete sie den deutlich älteren Filmmusikkomponisten John Barry, bekannt durch 007-Filme. 1967 wurde Tochter Kate geboren, bald darauf trennte Jane Birkin sich von ihrem Mann und zog 1968 nach Frankreich.

Die junge Schauspielerin beeindruckte neben Alain Delon und Romy Schneider in dem Thriller "Der Swimmingpool", einem tödlichen Drama um Liebe und Eifersucht. Bei den Dreharbeiten zu "Slogan" (1969) begegnete sie Serge Gainsbourg, und die beiden wurden ein Paar, beruflich wie privat. 1971 kam Tochter Charlotte zur Welt, heute selbst Schauspielerin. Gainsbourg schrieb Birkin das Chanson "Jane B." und drehte dann als Regisseur den Film "Je t'aime" mit ihr in der Rolle einer jungenhaften Kellnerin, die sich in einen schwulen Trucker verliebt.

Birkin trennte sich 1980 von Gainsbourg, doch blieben sie Freunde und arbeiteten weiterhin zusammen. Sie habe es nie dauerhaft geschafft hat, zu lieben, sagte sie im Jahr 2020 dem Schweizer Tagblatt. "Ich bin sogar Serge davongelaufen. Was soll ich sagen? Meine Lieben hielten nie." Nach Gainsbourgs Tod 1991 zog sie sich lange aus der Musikszene zurück und begann erst 1998 wieder Songs zu veröffentlichen.

In ihrer intensiven langen Karriere arbeitete Birkin für wichtige Regisseure, darunter für Alain Resnais in "Das Leben ist ein Chanson" (1997), für Jacques Rivette in "Die schöne Querulantin" (1991), wo sie sich als Frau eines Malers (Michel Piccoli) in Eifersucht verfängt. Die nur scheinbar brave Zofe mit unerwarteten erpresserischen Fähigkeiten spielte sie eindrucksvoll in der Agatha-Christie-Verfilmung "Tod auf dem Nil" (1978). Jacques Doillon, Vater von Birkins 1982 geborener Tochter Lou Doillon, drehte mit ihr das lesbische Liebesdrama "Die Piratin" (1984).

Tod der ältesten Tochter

Ein unermesslicher Verlust war für sie der Tod ihrer Tochter Kate, die 2013 in Paris durch einen Sturz aus dem Fenster ums Leben kam. Ob es Suizid war oder ein Unfall, wurde nie geklärt. Birkins Song "Oh! Pardon tu dormais" war ein berührender Versuch, damit umzugehen.

2007 begann sie, auch Regie zu führen. Der Spielfilm "Boxes" ist ein persönlicher Rückblick auf ihr Leben, die Beziehungen, die Kinder, die Karriere. Birkin spielt darin eine ältere Frau namens Anna, die nach einem Umzug zwischen Kartons und Schachteln hockt. Sobald sie eine von diesen öffnet, kommen Erinnerungen hoch, umgesetzt in Szenen mit Schauspielkollegen wie Michel Piccoli und Annie Girardot.

Seit 2002 musste Birkin wegen einer Leukämie-Erkrankung immer wieder ins Krankenhaus. Im September 2021 erlitt sie einen leichten Schlaganfall. Zuletzt sagte sie wegen gesundheitlicher Probleme mehrere geplante Musik-Auftritte ab.

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