Medizinprodukte retten Leben und lindern Beschwerden. Aber sie können auch schweren Schaden anrichten, etwa wenn sie schlecht entwickelt und mangelhaft kontrolliert sind. Jedes Jahr sterben Menschen an fehlerhaften Medizinprodukten, überall auf der Welt. Mehr als ein Jahr lang hat die SZ zusammen mit rund 60 anderen internationalen Medien Patienten befragt, mit Insidern gesprochen und Studien ausgewertet. Nun deckt das Ergebnis - die Implant Files - gefährliche Missstände auf: Das System zur Zulassung von Medizinprodukten ist manipulierbar und fehleranfällig. Implantate werden zu oft nicht ausreichend getestet, Patienten zu schlecht informiert. Behörden halten wichtige Informationen zurück - und die Konzerne machen Milliardengewinne.
Das kranke System: Implantate verbessern das Leben von Millionen Menschen. Sie können aber auch Leben ruinieren. Der Industrie wird es von den Gesetzgebern leicht gemacht, auch nutzlose und sogar gefährliche Produkte auf den Markt zu bringen. Lobbyisten verhindern strengere Gesetze, Hersteller vertuschen lebensgefährliche Zwischenfälle. Ärzte und Politiker lassen Patienten im Stich. Die Implant Files belegen, wie Patienten zu Versuchskaninchen gemacht werden, während der Staat wegsieht. Zum kompletten Dossier. Die niederländische Journalistin Jet Schouten hat mit einem Mandarinennetz die Implant-Files-Recherchen angestoßen. Ein Gespräch über hilflose Patientinnen und ein krankes System.
Implantate können Leben retten - oder zerstören. Patienten leiden, die Politik schaut weg und die Industrie macht Milliardengewinne. Die weltweite Recherche im Überblick.
Das Zertifizierungsverfahren hat Schwachstellen. Jedes Medizinprodukt, das in Europa verkauft werden soll, braucht ein Zertifikat. Wie leicht das zu bekommen ist, zeigt diese Grafik.
Frauen sind die Hauptleidtragenden. Männer entwickeln Implantate für Männerkörper - eingesetzt werden sie dennoch auch Frauen. Ausgerechnet in der Medizin, wo physiologische und anatomische Unterschiede zwischen den Geschlechtern nicht zu leugnen sind, herrscht eine verhängnisvolle Gleichberechtigung - meist zum Schaden der Frauen. Dieser Text erklärt, warum diese Gleichbehandlung in der Medizin keinen Sinn ergibt.
Alle brauchen ihn, keiner kennt ihn: der Medizin-Riese Medtronic. "Einen Beitrag zum Wohle der Menschen leisten", so lautet das Firmencredo des weltgrößten Herstellers von Medizinprodukten. Doch die Implant Files zeichnen ein anderes Bild des selbsternannten Musterkonzerns Medtronic. Der ehemalige Fernsehjournalist Dagobert Lindlau spricht - drastisch zugespitzt - von einem "organisierten Verbrechen im Medizinbereich". Ihm wurde ein fehlerhafter Kardioverter-Defibrillator implantiert, von dessen Mängeln der ehemalige Chefreporter des Bayerischen Rundfunks erst aus amerikanischen Medienberichten erfuhr. Auch dem zehnjährigen Max aus München wäre ein Medtronic-Produkt fast zum Verhängnis geworden. Hatte seine Insulinpumpe einen gefährlichen Fehler? Zum Artikel über die dunklen Seiten eines Global Players .
Was Patienten tun können. Heilen, lindern, Leben retten: Das alles können Medizinprodukte. Aber wie jedes technische Gerät bergen auch sie potenzielle Risiken. Oft werden Prothesen oder Implantate kaum getestet, bevor sie auf den Markt kommen, oder Patienten erfahren von längst aufgetretenen Problemen nichts. Die SZ zeigt, wie Sie sich am besten informieren und gegen Risiken wappnen können, wenn der Arzt ein Medizinprodukt empfiehlt. Acht Ratschläge.
