Proteste in Hongkong:Mit Bambusstöcken und Barrikaden gegen Polizisten

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Polizisten in voller Montur stellen sich in Hongkong gegen die Demonstranten. (Foto: REUTERS)
  • In Hongkong hat es am Samstag erneut gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstranten gegeben.
  • Die Menschen, die auf die Straßen gehen, fordern Reformen und fürchten, dass Hongkongs Sonderrechte beschnitten werden.
  • Die Proteste richten sich gegen die Zentralregierung in Peking.

In Hongkong ist es erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse gegen Protestierende ein, die sich in der Nähe eines Polizeireviers versammelt hatten. Der Rundfunksender RTHK meldete, die Einsatzkräfte seien mit Schlagstöcken bewaffnet gewesen, um Protestierende zu vertreiben, die wiederum mit Steinen und vermutlich einem Molotowcocktail warfen.

Zehntausende hatten sich am Samstag im Stadtbezirk Kwun Tong versammelt, um gegen die Regierung in Peking zu protestieren. Die zunächst friedliche Versammlung schlug am Nachmittag örtlicher Zeit in Gewalt um. Wie die Polizei am Sonntag bekannt gab, wurden 29 Demonstranten festgenommen. Auch am Sonntag wollen Tausende auf die Straße gehen.

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Die Proteste gegen die chinesische Zentralregierung und für demokratische Reformen dauern seit Juni an, in den vergangenen zehn Tagen waren sie jedoch weitgehend ohne Zusammenstöße mit den Sicherheitskräften abgelaufen. Die Demonstranten fordern freie Wahlen und eine unabhängige Untersuchung von Polizeigewalt bei früheren Protesten.

Auslöser der Demonstrationen war ein - inzwischen gestoppter - Gesetzentwurf der Regierung zur Auslieferung mutmaßlicher Krimineller an die Zentralregierung nach Peking. Hongkong gehört seit dem Abzug der Briten 1997 wieder zu China, genießt als Sonderverwaltungszone jedoch bis zum Jahr 2047 umfangreiche Autonomie. Um die fürchten nun aber viele Bewohner.

Angst vor Überwachung

Im Zentrum der jüngsten Auseinandersetzungen standen sogenannte intelligente Laternenmasten. Nach Ansicht der Protestierenden wird durch die Pfosten mehr Überwachung möglich, weil in ihnen High-Tech-Kameras und Gesichtserkennungssoftware installiert werden können. Die Hongkonger Regierung weist das zurück: Die "smarten" Laternenpfähle sammelten lediglich Daten zu Verkehr, Wetter und Luftqualität.

Protestierende griffen unter anderem zu einer Kettensäge, um einen der Laternenmasten zu durchtrennen. Andere warfen ein Seil um den Mast, der schließlich umstürzte. Die Menge jubelte, als er zu Boden fiel. Hunderte schwarz gekleidete Protestierende bewaffneten sich nach dem Protestmarsch gegen die Masten mit Bambusstöcken und Baseballschlägern, um gegen die Einsatzkräfte vorzugehen.

Am Abend verlagerten sich die Proteste in andere Stadtbezirke, wie der britische Guardian schreibt. Auch dort errichteten die Demonstranten Barrikaden und es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei. Auch für den Sonntag sind in Hongkong Massenproteste geplant.

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