Gesundheitspolitik:Lauterbach will Zahl der Hitzetoten halbieren

Lesezeit: 2 min

Nicht auf der Liste der empfohlenen Maßnahmen: Sonnenbaden vor dem Reichstag in Berlin. (Foto: Ralph Peters/Imago)

Schon 1500 Menschen wurden im laufenden Jahr Opfer der Hitze. Der Gesundheitsminister setzt auf den Versuch, die Folgen der extremen Temperaturen mit Informationsangeboten zu lindern.

Von Angelika Slavik, Berlin

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will mit zusätzlichen Maßnahmen die Zahl der Hitzetoten in Deutschland halbieren. Das sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. Ziel sei es, die Zahl der Menschen, die infolge der hohen Temperaturen sterben, noch in diesem Jahr unter 4000 zu drücken. "Daran arbeiten wir", so Lauterbach. Im vergangenen Jahr waren in Deutschland mehr als 8000 Menschen infolge der Hitzewellen gestorben.

Bislang seien zwischen Mitte April und Mitte Juli in Deutschland rund 1500 Menschen den Hitzetod gestorben, so Lauterbach. Das habe eine Auswertung des Robert-Koch-Instituts (RKI) ergeben. Um die Zahl weiterer Opfer so gering wie möglich zu halten, habe man in den vergangenen Wochen bereits zahlreiche Schritte gesetzt, sagte der Minister und nannte vorrangig verschiedene Informationsmaßnahmen.

"Hitze kann tödlich sein."

So seien etwa die sechs wichtigsten Verhaltenstipps bei Extremtemperaturen "grafisch aufbereitet" und als Plakat verschiedenen Einrichtungen zur Verfügung gestellt worden. Die Verhaltenstipps hingen nun in Pflegeheimen, Krankenhäusern und anderen öffentlichen Einrichtungen, so Lauterbach.

Konkret wird unter der Überschrift "Hitze kann tödlich sein" auf dem Plakat empfohlen, ausreichend Wasser zu trinken, im Schatten zu bleiben, leicht zu essen und Anstrengung zu vermeiden. Auch "Wohnung kühl halten" und "auf sich und andere achten" werden genannt.

Neben der Plakataktion habe man auch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk angeschrieben, sagte Lauterbach. Der Hitzeschutz sei bei hohen Temperaturen "nun viel stärker integriert in das Nachrichtengeschehen". In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst würde die Hitze zudem in drei Stufen eingeteilt. Wenn Gefahr bestehe, werde über alle Kommunikationskanäle gewarnt.

"Wir sind auch dabei, direkte Warnungen auszuspielen."

Die Maßnahmen gegen den Hitzetod sollen nach den Plänen des Ministers noch weiter ausgebaut werden. "Wir sind auch dabei, direkte Warnungen auszuspielen für extreme Hitzesituationen", so Lauterbach. Das solle etwa per SMS oder über die bundesweite Warn-App Nina geschehen.

Auch Deutschlands Hausärzte kündigten an, ihre Patienten verstärkt auf die Risiken der Hitze anzusprechen. Es ginge vor allem darum, ein Bewusstsein für die Gesundheitsgefährdung herzustellen, sagte der Vorsitzende des Hausärzteverbands, Markus Beier. So würden etwa viele ältere, chronisch kranke Menschen zu wenig trinken, weil sie glaubten, bei Herzschwäche solle man zu viel Flüssigkeitsaufnahme vermeiden. Hier gelte es aufzuklären.

Im vergangenen Jahr starben laut Barcelona Institute for Global Health in Europa mehr als 60 000 Menschen an den Folgen der Hitze. Mit mehr als 18 000 wurden die meisten Opfer in Italien registriert, gefolgt von Spanien mit mehr als 11 000 Toten. In Deutschland wurden 8173 Hitzetote erfasst. In Frankreich, wo schon seit mehreren Jahren umfangreiche Hitzeschutzmaßnahmen getroffen werden, waren es 4807.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusHitze
:Wie es in Wohnung und Haus kühl bleibt

Manche kaufen sich Sonnenschutzfolie für die Fenster, andere gleich eine teure Klimaanlage. Aber was hilft wirklich?

Von Jasmin Siebert

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: