Während sich bei den Republikanern neben den Senatoren Ted Cruz und Rand Paul wohl noch ein Dutzend Politiker um die Präsidentschaftskandidatur bewerben, wird es neben Hillary Clinton eher einsam werden. Nur wenige Demokraten trauen sich zu, die ehemalige Außenministerin herauszufordern. Allgemein wird damit gerechnet, dass Jim Webb (ein Ex-Senator aus Virginia), Martin O'Malley (Ex-Gouverneur von Maryland) und Bernie Sanders ins Rennen gehen - Letzterer vertritt Vermont im Senat und bezeichnet sich als Sozialist.
Clintons störungsfreier Weg zum Parteitag (US-Medien schreiben gern von einer "Kreuzfahrt zur Nominierung") ist aber riskant: Wenn sie in den TV-Debatten nicht gefordert wird, ihre Argumente zu schärfen, dann erschwert das den späteren Wahlkampf - und eine lahme Vorwahlzeit motiviert die Basis nicht. Auch deshalb wünschen sich progressive Demokraten, dass Elizabeth Warren ins Rennen einsteigt: Die Senatorin aus Massachusetts fordert, Banken strenger zu regulieren und die soziale Ungleichheit zu bekämpfen. Doch Warren hat einen solchen Schritt stets ausgeschlossen.
Egal ob Jeb Bush, Scott Walker, Rand Paul oder Chris Christie: Der Gewinner der Republikaner-Vorwahl wird nach vielen Diskussionen gestärkt in den Endspurt starten, weil er sich gegen viele ehrgeizige Konkurrenten durchgesetzt hat. Clinton dürfte diese wichtige Vorbereitung fehlen - es ist etwas anders, wenn sich nur Journalisten und Experten mit ihren Positionen auseinandersetzen und die Debatte in der Partei fehlt.
Sie muss viele Spenden einsammeln
Barack Obama und Mitt Romney gaben 2012 jeweils eine Milliarde Dollar für ihren Wahlkampf aus; diese absurd hohe Summe wird jeder Kandidat 2016 mindestens benötigen. Mit dem Moment der offiziellen Kandidatur muss Clinton nun ständig Spenden eintreiben und um Unterstützung buhlen. Gewiss: Sie ist dank ihrer eigenen Erfahrung und der Kontakte ihres Ehemanns Bill bestens vernetzt und viele liberale Großspender werden Clinton unterstützen - allein um einen Republikaner im Weißen Haus zu verhindern, der sich weniger für Klimawandel, Umweltschutz oder gay rights interessiert.
Doch das Sammeln von Spenden kostet jeden Kandidaten viel Zeit und Energie - und Clinton muss auch versuchen, kleinere Summen von möglichst vielen Liberalen und Aktivisten einzuwerben. Nur so kann sie die Abhängigkeit von Großspendern reduzieren und auch dem Vorwurf entgegentreten, sie sei zu abhängig von der Wall-Street-Elite.
Ihr Nachname ist Clinton
Die Aussicht, dass nach 1992 erneut die Namen Bush und Clinton auf dem Wahlzettel stehen könnten, verstört viele Amerikaner. Der Gedanke von Dynastien passt eigentlich nicht zur US-Demokratie, und so muss die ehemalige First Lady noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Allein die Tatsache, dass sie als erste Frau den wichtigsten Staat der Welt regieren könnte, wird ebenso wenig ausreichen wie die Erinnerungen an die Neunziger, in denen Bill Clinton ein wirtschaftlich prosperierendes Land regierte und viele Amerikaner noch daran glaubten, dass es ihren Kindern besser gehen werde als ihnen selbst.
Auf Hillary Rodham Clinton wartet also eine Menge Arbeit - und sie und ihr Team haben nicht vergessen, dass sie 2008 bei ihrer ersten Kandidatur ebenfalls als quasi unbesiegbare Favoritin galt. Und bekanntlich kam alles anders.