Hessen:Auf ihm ruhen die Hoffnungen seiner SPD

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Kaweh Mansoori ist bislang Bundestagsabgeordneter, bekommt aber neue Aufgaben in Wiesbaden. (Foto: Christoph Hardt/picture alliance / Geisler-Fotopress)

Kaweh Mansoori wird stellvertretender Ministerpräsident und bekommt als Wirtschaftsminister viele weitere Aufgaben. Ein Schub für seine Partei.

Von Gianna Niewel

Noch ist der neue hessische Landtag nicht zusammengekommen, noch ist alles entspannt, und so kann Kaweh Mansoori bei der Vorstellung des Kabinetts am Montag in Wiesbaden einfach nur zuhören. Wie Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) sagt, mit einer Koalition aus CDU und SPD werde "ein neues Kapitel aufgeschlagen". Wie die Landesvorsitzende Nancy Faeser (SPD) sagt, sie würden in den nächsten Jahren "progressiv, aber pragmatisch" regieren. Wie es dann auch um ihn geht, Kaweh Mansoori, 35 Jahre alt.

Wenn sich am Donnerstag der Wiesbadener Landtag konstituiert, soll er stellvertretender Ministerpräsident werden, soll Wirtschaftsminister in einem Bundesland werden, das auf seine Wirtschaft so stolz ist. Weil er sich außerdem um Verkehr, Wohnen, Energie und ländliche Räume kümmern soll, machte die Frankfurter Rundschau ihn zum "Superminister". Als ob das nicht schon genug wäre, hat er noch eine Aufgabe, über die im Kameralicht niemand spricht: Nach 25 Jahren in der Opposition muss er die SPD wieder ans Regieren gewöhnen, vor allem aber muss er die Partei wieder aufbauen.

Superviel Arbeit. Kann er die schaffen?

Die Eltern von Kaweh Mansoori sind aus Iran geflüchtet, er ist in Gießen aufgewachsen. Dort war er Stadtschulsprecher, dann Landesschulsprecher, er kämpfte gegen die Einführung der Studiengebühren. Später studierte er Jura, arbeitete beim Beratungsunternehmen KPMG, arbeitete sich in der Partei hoch, die für etwas stand, an das auch er glaubte: Aufstieg durch Bildung.

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Während Kaweh Mansoori aufstieg, blieb die SPD im Landtag auf der Oppositionsbank festgeklebt. Jahre und Jahrzehnte. Und auch nach der Wahl im vergangenen Oktober - Spitzenkandidatin Nancy Faeser holte mit 15,1 Prozent ein historisch schlechtes Ergebnis - sah es zunächst so aus, als könnten die Genossinnen und Genossen auf ihren angewärmten Stühlen sitzen bleiben.

Dass es anders kam, liegt daran, dass der bisherige Koalitionspartner der CDU, die Grünen, noch schlechter abschnitt. Ministerpräsident Boris Rhein konnte also mit zwei Verlierern verhandeln. In der CDU heißt es, man habe sich für die SPD entschieden, weil es "mehr inhaltliche Schnittmengen" gegeben habe, etwa in Fragen der Inneren Sicherheit. Bei den Grünen heißt es, die SPD hätte alles getan, um in die Regierung zu kommen, eine Darstellung, die ausgerechnet ein Genosse hinter vorgehaltenem Äppelwoi-Glas toppt. "Wären wir in der Opposition geblieben, wäre uns der Laden auseinandergeflogen."

Die SPD hat sich in die Regierung gerettet, und gleichzeitig ist klar, dass sich ebendieser Laden neu aufstellen muss. Aber mit wem?

Mansoori setzte das Tariftreuegesetz durch

Im Wahlkampf stand Kaweh Mansoori nicht immer in der ersten Reihe. Er ist Vorsitzender des Bezirks Hessen-Süd, vor allem aber ist er Bundestagsabgeordneter. Als in Wiesbaden die Kampagne nicht zog, war er auch mal mehrere Tage in Berlin, als Verantwortliche für die Niederlage gesucht wurden, fiel sein Name öffentlich nicht. In den Koalitionsverhandlungen mit der CDU machte er dann einen der wenigen Punkte für die SPD, indem er das Tariftreuegesetz durchsetzte. Demnach sollen nur tariftreue Unternehmen Aufträge des Landes erhalten. Würde es nicht sinnvoll sein, ihn zum neuen Mann der SPD zu machen? Noch eine Aufgabe?

In all den Jahren in der Opposition hatte die Partei kaum Macht zu vergeben, kaum Posten zu verteilen, da haben nur wenige an einem Profil gearbeitet. Dementsprechend zerfällt die SPD in Regionen, Bezirke, Lager. Über den Asylkompromiss etwa war die Frankfurter Basis wütend, Mitgliedern in Nordhessen ging er nicht weit genug. Und wenn die Gerüchte stimmen, dass Kaweh Mansoori nicht nur "Superminister" werden soll, sondern im März auch noch Landesvorsitzender, dann wird er die Partei zusammenführen müssen. Aber das wird er wissen. Es ist ja jetzt auch seine SPD.

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