Boris Johnson:Downing-Street-Beamte baten wohl Queen um Hilfe

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Boris Johnson und die inzwischen verstorbene Queen Elizabeth II. (Foto: imago images)

Der BBC zufolge haben sich ranghohe Regierungsbeamte während der Corona-Pandemie über den Regierungsstil von Premier Boris Johnson beschwert. Ob die Queen dem Wunsch nachkam, ihm ins Gewissen zu reden, ist unklar.

Von Lisa Nguyen

Mehr als ein Dutzend britische Premierminister hat Queen Elizabeth II. während ihrer 70-jährigen Regentschaft erlebt. Und obwohl das Königshaus zur Neutralität verpflichtet ist, hielt die inzwischen verstorbene Monarchin wöchentliche Treffen mit den Regierungschefs ab - unter höchster Geheimhaltung.

"Sie sagen mir, was los ist und ob sie Probleme haben, und manchmal kann ich auf irgendeine Weise helfen", sagte die Queen 1992 in einem Dokumentarfilm über ihre privaten Audienzen. "Sie wissen, dass ich unparteiisch bin, und es ist ein gutes Gefühl, so etwas wie ein Schwamm zu sein."

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Dass es aber zu einer Verquickung zwischen der britischen Regierung und dem Palast kam, legt eine neu erschienene BBC-Dokumentarserie nahe. "Zutiefst bitter" und "komplett verrückt" sei die Atmosphäre in der Downing Street 10 gewesen, als Johnson von 2019 bis 2022 Premierminister war.

Der Tiefpunkt sei im Frühjahr 2020 zu Beginn der Corona-Pandemie erreicht worden. Die Beziehung zwischen Johnson und den ranghöchsten Mitarbeitern sei da wohl komplett "zusammengebrochen". Aus Verzweiflung über Johnsons Gebaren im Amt hätten sich die Beamten an die 2022 verstorbene Queen gewandt.

Boris Johnson musste "an die Verfassung erinnert" werden

Die Mitarbeiter hofften darauf, dass die Königin Johnson an seine Pflichten erinnern könne. Der Premier habe unter anderem "an die Verfassung erinnert" werden müssen, zitiert die BBC eine ungenannte Quelle. Ob die Queen in ihren wöchentlichen Gesprächen mit Johnson der Bitte nachkam, blieb unklar.

Dass Johnson und die Queen während der Corona-Pandemie ein eher angespanntes Verhältnis führten, wird auch im kürzlich erschienenen Buch "Johnson at 10" des Historikers Anthony Seldon beschrieben. Seldon zufolge habe der an Covid erkrankte Johnson trotz Ansteckungsgefahr auf das wöchentliche Treffen mit der Queen in Person bestanden. Der Palast war strikt dagegen, Johnson aber schien das nicht zu kümmern. Erst später habe er sich zu einem Telefonat mit der Queen überreden lassen.

Dem BBC-Bericht nach soll es auch Auseinandersetzungen zwischen Johnsons damaligem Chefberater Dominic Cummings und dem obersten Beamten Mark Sedwill gegeben haben, der sein Amt in der Folge abgab. Cummings machte keinen Hehl daraus, dass er die Beamten für unfähig hielt. Er warf ihnen zudem vor, den britischen EU-Austritt sabotieren zu wollen.

In einer Stellungnahme zu den Vorwürfen betonte Johnsons Team, dass die damalige Regierung stets im Rahmen der Verfassung gehandelt habe. Kein Mitglied der königlichen Familie habe Johnsons gegenüber solche Bedenken geäußert. Der Buckingham Palast lehnte eine Stellungnahme gegenüber der BBC ab.

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