Griechenland-Krise:Merkel knickt vor Sarkozy ein

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Schlappe für die Kanzlerin: Zwar demonstrieren Angela Merkel und Nicolas Sarkozy Einigkeit, doch inhaltlich kann sich Frankreichs Präsident als Sieger fühlen. Private Gläubiger sollen an der Griechenland-Rettung beteiligt werden - allerdings nur auf freiwilliger Basis. Sarkozy hat sich damit erfolgreich gegen eine verpflichtende Regelung gewehrt.

Ein Sieg für Nicolas Sarkozy: Deutschland und Frankreich wollen private Gläubiger lediglich auf freiwilliger Basis an der Griechenland-Rettung beteiligen. Das sagten der französische Präsident und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach einem Treffen in Berlin.

Ringen um ein Rettungspaket für Griechenland: Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und Kanzlerin Angela Merkel in Berlin. (Foto: AP)

"Wir wünschen uns eine Beteiligung privater Gläubiger auf freiwilliger Basis", sagte Merkel. Für eine verpflichtende Beteiligung gebe es bislang keine rechtliche Grundlage. Außerdem müsse die Beteiligung privater Gläubiger gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgearbeitet werden.

Damit ist die deutsche Forderung, dass sich private Investoren auf jeden Fall und substantiell an der Griechenland-Rettung beteiligen müssen, dahin. Vor allem Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte stets darauf gedrängt - Frankreich, dessen Banken besonders davon betroffen wären, stets auf strikte Freiwilligkeit gepocht.

Bei dem heutigen Entschluss handele sich um einen "großen Durchbruch", erklärte Sarkozy, der sich als Sieger fühlen darf. Der beruhe auf vier Prinzipien: Freiwilligkeit, Schnelligkeit, kein Zahlungsausfall, Einverständnis der Europäischen Zentralbank. Jetzt müssten aber noch "technische Fragen" geklärt werden.

Merkel forderte außerdem die konservative griechische Opposition auf, mitzuarbeiten. "Es wäre gut, wenn auch die Opposition den Ministerpräsidenten unterstützen würde", sagte sie. Sie stehe jedenfalls hinter Giorgos Papandreou von den Sozialisten in seinen Sparbemühungen, mit dem sie am Vortag telefoniert habe. Sie habe sich vergewissert, wie sehr Papandreou für sein Sparpaket eintrete, "in welcher Weise er dafür kämpft". Sie sei davon überzeugt, dass Griechenland "den richtigen Weg" gehe. Bislang lehnt die konservative Partei "Neue Demokratie" das Sparpaket ab.

Außerdem dringen Berlin und Paris bei den Verhandlungen über ein zweites Hilfspaket auf eine schnelle Lösung. "Je schneller wir die Probleme lösen, desto besser", sagte Merkel. Griechenland hatte im vergangenen Jahr internationale Notkredite über 110 Milliarden Euro gewährt bekommen. Inzwischen ist jedoch klar, dass weitere Hilfen notwendig sind, um das Land vor dem Bankrott zu bewahren.

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