Geschichte:35 Jahre Mauerfall: Stiftung lenkt Blick über Berlin hinaus

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„Berliner Mauer“ steht auf einer Tafel an der East Side Gallery. (Foto: Annette Riedl/dpa)

Der Mauerfall vor 35 Jahren war kaum denkbar ohne die Umbruchsituation in Osteuropa und insbesondere in Polen. Die Stiftung Berliner Mauer will das im Jubiläumsjahr nicht unter den Tisch fallen lassen.

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Berlin (dpa/bb) - Die Stiftung Berliner Mauer will anlässlich des 35. Jahrestags des Mauerfalls die europäische Dimension der politischen Umbrüche 1989 in den Blick nehmen und dabei insbesondere eng mit dem Europäischen Zentrum der Solidarność in Danzig zusammenarbeiten. Im Rahmen einer Tagung in der polnischen Stadt zum Jahrestag der ersten freien Wahlen in Polen am 4. Juni vor 35 Jahren soll dazu eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet werden, wie der Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Axel Klausmeier, der Deutschen Presse-Agentur sagte.

Mehr Austausch und gemeinsame Veranstaltungen

Das Europäische Zentrum der Solidarność erinnert mit einer umfangreichen Ausstellung an die Geschichte der freien Gewerkschaft Solidarność in Polen und an die Bürgerbewegungen in anderen Staaten Mittel- und Osteuropas. Das Ziel des Kooperationsabkommens sei, künftig bei der Organisation von Veranstaltungen zusammenzuarbeiten, aber zum Beispiel auch den Austausch von Mitarbeitern beider Institutionen zu ermöglichen und den deutscher und polnischer Schülergruppen.

Der 4. Juni sei ein wahnsinnig wichtiges Datum für die gesamte weitere Entwicklung 1989, sagte Klausmeier. In Deutschland sei das insgesamt noch zu wenig bekannt. Die Unruhen 1970, die lange Vorarbeit der Solidarność, dieser dauerhafte Mut der Menschen in Polen und auch die enge Zusammenarbeit zwischen den Solidarność-Mitgliedern und ostdeutschen Oppositionellen - die wollen wir beleuchten.“ In der DDR habe es Flugblätter mit dem Slogan „Macht es wie die Polen“ gegeben, sagte Klausmeier. „Da wusste jeder, was gemeint ist. An solche Dinge wollen wir erinnern.“ Es sei deshalb geplant, zur Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung Anfang Juni auch ehemalige DDR-Oppositionelle mitzunehmen.

Podiumsdiskussion im Juli widmet sich dem Wert der Demokratie

Für den 4. Juli ist dann in Berlin eine gemeinsame Veranstaltung des Fördervereins der Gedenkstätte Berliner Mauer und des Europäischen Zentrums der Solidarność geplant, zu der auch dessen Leiter Basil Kerski anreisen soll. Bei der Podiumsdiskussion soll es um das Thema Verteidigung der Demokratie gehen.

„Der Förderverein hat gesagt, wir wollen in diesem Jahr, in dem drei Landtagswahlen sind, aufmerksam machen darauf, was in Polen gerade noch einmal gerettet worden ist: nämlich die demokratische Grundordnung“, sagte Klausmeier. Auch Kerski selbst habe schwierige Jahre hinter sich. „Er ist persönlich bedroht worden als Leiter dieser Einrichtung.“ Die Situation habe sich durch den Regierungswechsel im vergangenen Jahr verändert. Auch darüber werde Kerski sprechen. „Über den Wert der Demokratie.“

Auch am 35. Jahrestag des Mauerfalls will die Stiftung den Blick ebenfalls über Berlin und Deutschland hinauslenken. Geplant sei, diesmal auch polnische Jugendliche zu einem mehrtägigen Workshop nach Berlin einzuladen. Dort soll es die Möglichkeit zu Zeitzeugengesprächen geben - mit ehemaligen Solidarność-Aktivisten genau wie mit damaligen ostdeutschen Oppositionellen.

© dpa-infocom, dpa:240402-99-533588/2

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