Grüne:Touré: Genitalverstümmelung soll Asylgrund werden

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Die schleswig-holsteinische Sozialministerin Aminata Touré. (Archivbild) (Foto: Marcus Brandt/dpa)

Die schleswig-holsteinische Sozial- und Gleichstellungsministerin fordert außerdem, dass Frauen und Mädchen besser über ihre Rechte aufgeklärt werden.

Die schleswig-holsteinische Sozial- und Gleichstellungsministerin Aminata Touré (Grüne) fordert die uneingeschränkte Anerkennung weiblicher Genitalverstümmelungen als Asylgrund in Deutschland. Wenn die Bundesregierung die Istanbuler Konvention vorbehaltlos umsetzen wolle, bedeute dies, "dass die Rechte von geflüchteten Frauen und Mädchen nun auch stärker Berücksichtigung finden müssen und geschlechtsspezifische Gewalt als Asylgrund anerkannt werden muss", sagte die Grünen-Politikerin der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Zudem müssten Frauen und Mädchen besser über ihre Rechte aufgeklärt werden. "Schon alleine die Tatsachen, dass viele Betroffene ihre Rechte nicht genau kennen oder sich nicht trauen, das Thema offen anzusprechen, kann ihre Chancen im Asylverfahren verringern", sagte Touré. Deshalb sollten Mitarbeiter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge besonders geschult werden, um sensibel auf die Situation der Frauen eingehen zu können.

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Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes schätzte im vergangenen Jahr, dass knapp 104 000 Mädchen und Frauen in Deutschland von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen sind. 17 200 Mädchen seien gefährdet. Es handelt sich dabei um eine Dunkelzifferschätzung, da viele Betroffene aus Scham oder Angst nicht über das Erlebte sprechen. Terre des Femmes geht davon aus, dass weltweit 200 Millionen Mädchen und Frauen betroffen sind. Die Schätzung deckt sich mit derjenigen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Die WHO definiert als weibliche Genitalverstümmelung alle Eingriffe, bei denen das äußere weibliche Genital teilweise oder vollständig entfernt wird sowie andere medizinisch nicht begründete Verletzungen am weiblichen Genital. Die Eingriffe haben keine medizinischen Vorteile für die betroffenen Mädchen und Frauen. Sie können starke Blutungen, Probleme beim Wasserlassen, spätere Zysten, Infektionen sowie Komplikationen bei der Geburt und ein erhöhtes Risiko von Todesfällen bei Neugeborenen haben.

Genitalverstümmelungen kommen vor allem in afrikanischen Ländern, dem Nahen und Mittleren Osten sowie weiteren Teilen Asiens vor. Meist werden die Beschneidungen an jungen Mädchen vor dem 15. Lebensjahr vorgenommen.

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